…gibt Gott s´Hasle, gibt er o s’Grasle !

Josef Sonnweber

von Josef Sonnweber

Story

So eine Lebenseinstellung und Gottvertrauen muss man erst einmal haben ! Meine Mama hatte sie. Wenn sie gelegentlich aus ihrem Leben erzählte, waren da Begebnisse und Erlebnisse haufenweis. Unglaublich, was ein Menschenherz erleben und zu ertragen imstande ist. Mamas Erzählungen würden mehr als ein Buch füllen. Irgendwie hat das auch mich geprägt und mir geholfen, Schicksalsschläge zu verkraften und nach Möglichkeit es so zu nehmen wie es kommt und daraus das Beste zu machen. Zwei arge Begebenheiten haben meine Mama geprägt und möchte ich versuchen, diese wiederzugeben, bezw. lasse Mama das erzählen: „Am Hl. Abend 1921 waren wir mit Vater und unser 8 Kinder unterm Christbaum versammelt. Vater hatte noch die Hebamme holen lassen, weil unsere Mama im Bett lag und wir ein Geschwisterchen erwarten durften. Als diese dann aus dem Zimmer kam und zum Vater sagte, dass er den Doktor holen sollte, weil Mama es „wahrscheinlich“ nicht mehr derpackt,“haben wir es das erste mal erlebt, dass Vater geweint hat. Den Doktor holte er sogleich und dieser sagte dann noch: “ Ich habe ihr ein Mittel gegeben dass sie schlafen kann!“ Mit Vater haben wir gemein-sam noch das Abendgebet gesprochen und dann brachte er meine vier Brüder ins Bett, während uns vier Mädchen die Hebamme versorgte. In der Früh wunderte ich mich noch, dass die Hebamme immer noch da war. Sie holte uns Geschwister zusammen und sagte dann: „Kinder, der liebe Gott hat eure Mama geholt und euer Geschwisterchen gleich als Engele mitgenommen. Die sind jetzt im Himmel und schauen von dort aus auf euch und Vater.“ Wir durften noch ins Zimmer gehen und Mama ein Kreuzl auf die Stirne machen, dann holte uns die Nach-barin, bei der wir essen und schlafen durften. Beim Begräbnis unserer Mama habe ich noch in Erinnerung, dass auch viele Begräbnisleute geweint haben. In den darauffolgenden Tagen war der Bürgermeister und der Zaunervater öfters bei uns im Haus und Vater sagte, dass wahrscheinlich ein Vormund für uns bestellt wird, damit ein Platz für ein paar von uns gefunden werde. Bis dorthin werde Tante Liesl kommen und uns versorgen helfen, weil er das allein nicht schaffe. An einem folgenden Sonntag nach der Messe kam dann der Vormund und sagte zu unserem Vater: „Seppl, jetzt habe ich aus Sölden vom Bürgermeister Bescheid bekommen, dass dort 2 Bauersfamilien bereit wären, drei Kinder aufzunehmen. Ich nehme das Nannele (meine Mama mit 11 Jahren) auch noch mit, weil mir der Pfarrer von Obergurgl zugesagt hat, dass sie dort wohnen und in die Schule gehen könne. Richte alles her und am Mittwoch gehen wir los. Ich nehme das Handwagele und die Sachen der Kinder gleich mit.“ Das war vielleicht eine Aufregung bei uns. Vater und der Vormund bestimmten dann, dass Johann und Karl bei einer Bauersfamilie in Sölden unterkamen. Das kleine Hannele (3 Jahre alt) kam ebenfalls zu einer guten Bauersfamilie dort und mich nahm der Pfarrer in Obergurgl im Widum auf. Das weitere im nächsten Gschichtl.

© Josef Sonnweber 2020-10-08

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