Gleichzeitig hexen und …

„Weißt du, was die Welt unbedingt braucht?“
Dorika senkte ihre Teetasse und lauschte aufmerksam, was ihre Freundin Agnes als Nächstes zu sagen hatte.
Agnes genoss heute einen ihrer raren, familienfreien Nachmittage und konnte bei Dorika, gestärkt durch Tee und Kuchen, am besten ausspannen.
„Naja, Dorika, zum Entspannen will ich ja nicht nur gute Gespräche und die Seele baumeln lassen. Ich will auch Dinge für mich tun. Die mir gut tun. Also gute Dinge. Verstehst du?“
Dorika nickte zögerlich. „Können wir gerne machen. Wonach ist dir denn?“
„Ich möchte…“ Agnes reckte die Hände empor, griff in die Luft und dann in ihr Haar. „Argh, zu viel will ich. Lesen und Backen und Spazieren und Stricken und Töpfern und… und… am liebsten alles gleichzeitig. Richtig effizient eben.“
„Ah.“ Dorika stellte ihre Teetasse ab und lächelte. „Dabei kann ich helfen.“

Eine halbe Stunde später saßen sie auf Dorikas Sofa, jeder ein Knäul Wolle auf dem Schoß und ein schwebendes Buch vor sich.
Die Hexe häkelte und ihre Freundin strickte, gleichzeitig in das Buch vertieft. Und immer wenn sie die Seite fertig hatten, blätterte das Buch magisch um. Agnes war begeistert. Ihre Stricknadeln klapperten rhythmisch und sie hatte jetzt schon mehr Kapitel gelesen, als das ganze restliche Jahr.
„Großartig“, murmelte sie zwischendrin und meinte entweder die Handlung der Geschichte, oder Dorikas verhextes Arrangement.
Dorika selbst verzählte sich einige Male, musste zwei Reihen wieder aufribbeln und das Buch zurückblättern lassen, um den einen Absatz nochmal zu lesen.
Sie hatte sich eine ihrer Dämonenromanzen ausgesucht und nach einer holprigen Kennenlernphase, bildete die vom Zirkel verstoßene Hexe und der Dämon mit dem guten Herzen ein absolutes Dream-Team.
Bald blätterte ihr Buch schneller, als das von Agnes.
„Dorika?“
„Hm?“ Der Dämon sagte sich von der Hexe los, damit sie doch noch eine Chance hatte, in einen Zirkel aufgenommen zu werden. Aber sie-
„Dorika? Willst du dein Häkelzeug vielleicht beiseite legen?“
Agnes lachte und Dorika musste sich erst einmal in die Realität zurück blinzeln. Seit ungefähr fünf Kapiteln hielt sie die Häkelnadel bewegungslos in der Hand und las nur noch.
Grummelnd befolgte sie den Rat ihrer Freundin und schnappte sich ihr Buch.
Der Topflappen musste warten. Bis zum Geburtstag ihres Schwagers war auch noch eine gute Woche Zeit. Agnes hielt eine fast fertige Socke in der Hand und zuckte die Schultern.
„Für mich funktioniert’s. Danke, Dorika.“