von Madame_Butterfly
Manchmal braucht es mehr als eine Geschichte, um ein Thema gut aufarbeiten zu können. Ich bemerke immer wieder, dass das Sprichwort wohl richtig heißen müsste: “Kinder haben immer recht.”
So bescheiden, ehrlich, authentisch und abwechslungsreich mĂĽsste man sein – ein Muster an Fairness, Spontanität und Kreativität. Diese Eigenschaften gehen mit den Jahren sehr oft und leider verloren. Wieso – das kann viele GrĂĽnde haben. Die eigenen Grenzen, die Umwelt, die einen auf den Boden der Tatsachen zurĂĽckholen möchte, materielle und gesundheitliche Einschränkungen. Jeder hat seinen Rucksack zu tragen und trotzdem sollten wir uns an unseren Kindern ein Beispiel nehmen. Ich möchte zwei Anekdoten erzählen, die wie ich finde, dieses Thema perfekt beschreiben.
Vor ein paar Tagen setzte ich mich mit meiner Tochter in ihr Zimmer, um zu malen. Sie hat dort einen eigenen Schreibtisch, ihre Malsachen und auch einige Malblöcke. Während ich versuchte, ein Mandala in perfekter Abstimmung der Farben und Formen auszumalen, nahm meine Tochter alle Stifte der Reihe nach in die Hand und malte wild drauf los. Nach kurzer Zeit hatte sie ein buntes Blatt in der Hand, das vor Lebensfreude und Abwechslung nur so strotzte. Im Gegenzug dazu sah ich auf mein zwar perfekt ausgemaltes, jedoch sehr langweiliges und trauriges Bild. Und ich erkannte, dass nicht die perfekte Malweise oder die richtigen Farben ein Bild ausmachten, sondern die Spontanität und Freude, die man beim Zeichnen verspürt.
Vielleicht sollten wir mehr auf unsere Kinder hören, ihren Ideen und Fantasien lauschen, eventuell würde uns etwas von ihrer Klugheit und ihrem Einfallsreichtum gut tun, um die Welt ein Stück besser zu machen. Und wenn wir ehrlich sind, manche Politier und Politikerinnen sind mehr darauf bedacht, ob ich nun auch die weibliche Form verwende als auf wirklich bedeutsame Themen. Manchmal kann der Blick von der anderen oder in diesem Fall kindlichen Seite aus die Perspektive auf die ganze Welt verändern.
So, und nun zur zweiten Anekdote und der Geschichte, wie ich auf den Titel dieser Story gekommen bin: Friedrich Schiller schrieb einst das “Lied von der Glocke”, ein Arbeitsgedicht, in dem es darum geht, wie eine Glocke erbaut, aufgehängt und eingeweiht wird. Mein Vater erzählte mir einst, dass sein Mitschüler ebendieses Gedicht als Strafe auswendig lernen sollte und deshalb zum Aufsagen nach vorne gerufen wurde. Er sagte dem Lehrer, dass er das ganze Gedicht könne und beschrieb dieses wie folgt: “Glocke, Erde, Bronzering, Glocke fertig, bim bim bim!”
Mal abgesehen, dass er daraufhin eine Strafe fĂĽr die Strafe erhielt, finde ich, dass die Moral der Geschicht‘ wie folgt lauten sollte: Glocke, Erde, Bronzering, Kinder sind klug, bim bim bim!
© Madame_Butterfly 2021-08-30