von Charlotte Hüting
There was something ‚bout you that now I can’t remember
It’s the same damn thing that made my heart surrender
And I miss you on a train, I miss you in the morning
I never know what to think about (About you – The 1975)
Das Lied schleicht durch meine Ohren bis in meine Seele. Die Zeit verläuft irgendwie langsamer. Alles ist wie in Zeitlupe und ich nehme einen großen Atemzug durch die Nase. Meine Chucks setzten langsam auf den Beton auf. Einer nach dem anderen. Der leichte Sommerwind ließ meine braunen Haare fliegen. Alles kribbelte in mir und mein Herz wurde mit jedem Schritt schneller. Ich wusste ja schon, wen ich gleich auf dem Campus treffen würde. Langsam gehe ich um die Ecke und sehe sie. Ich bleibe kurz stehen und beruhige meinen Atem. Meine Augen wandern von ihren schwarzen Docs, über die weißen Socken mit einem kleinen Regenbogen Herzen bis zu ihren blauen Augen. Sie lacht und ihre Augen werden klein. Eine schwarze Locke klebt ihr im Gesicht. Ich gehe weiter und schmiere meine schwitzigen Hände an meinem Kleid ab. So will ich sie eigentlich nicht begrüßen. Doch mit jedem weiteren Schritt wurde mein Herz immer schneller. So schnell, dass ich dachte, dass es ich bald in Ohnmacht fallen müsste. Der Song, in meinen Kopfhörern macht die Situation perfekt. Ich wollte diesen Moment genießen. Genießen, sie anzuschauen. Genießen, wie die Welt sich langsamer dreht. Genießen, wie die Sonnenstrahlen durch die Bäume strahlen, der leichte Wind sich um meine Beine schmiegt und genießen wie die mein Lieblingslied diesen Moment romantisiert.
Ich nahm meine Kopfhörer ab und lautes Stimmengewirr kam zum Vorschein. Die Romantik war schlagartig verflogen. “Hey, da bist du ja endlich!” Sanni lächelt mich an wie ein Sonnenschein. Sie umarmt mich länger als normal. Ihre Hand streichelt über meinen Rücken und bleibt an meiner Taille stehen. Dann spüre ich, wie sich ihr Arm in meinen einhakt. Wow, das fühlt sich ja total nach flirten an…
“Wir müssen reingehen. Hoffentlich bekommen wir noch gute Plätze.”
Sanni und ich haben uns vor 6 Monaten an der Universität kennengelernt. Erst fand ich sie etwas schräg. Im Vorlesungssaal stach ihr pinkes, sehr großes Haargummi hervor. Auf dem Weg zur Mensa wechselten wir damals die ersten Worte. Ich erinnere mich sehr gut an diesen Moment. Es fing an zu regnen und unsere Hosenbeine wurden total nass. Wir waren sofort auf einer Wellenlänge. Den Regen bemerkten wir irgendwann gar nicht mehr. Sechs Monate ist das her. Niemals hätte ich an diesem Tag gedacht, dass ich heute mit ihr über Gefühle reden müsste. Am Anfang hatte ich noch nichts anderes als Freundschaft in Erwägung gezogen. Je öfter wir uns sahen, desto verwirrender wurden meine Gefühle. Freundschaft oder irgendwie doch mehr?
© Charlotte Hüting 2023-08-31