Ich motivierte mich selbst im Spiegel und sagte mir, dass alles gut gehen würde und ich nicht nervös sein müsse. Heute würde ich es schaffen.
Die Haustür klingelte und ich öffnete mit Gelassenheit. Hannah´s große braunen Augen sahen mich fröhlich an und wir umarmten uns zur Begrüßung. Sie gefiel mir gut und ich gefiel ihr auch. Der Umgang mit Mädchen war mir nicht fremd. Wir gingen spazieren, aßen eine Pizza und sahen uns eine Serie an. Irgendwann verschwand der Fokus von dem Fernseher und wir konzentrierten uns aufeinander. Ich war Nervös. Sex hatte ich zwar schon gehabt, aber mir fehlte noch die Übung und ich wollte meine Sorgen überwinden, um endlich mit ihnen abschließen zu können. Wir waren Körper an Körper und mein Kopf dachte, dass ihr Körper fantastisch war. Mein Körper jedoch wollte es einfach nicht spüren und umso mehr ich mich anstrengte ihn zur Lust und Begierde zu zwingen, desto schlaffer und energieloser wurde er. Es ging nicht. Sie war verständnisvoll und sagte, dass es kein Problem war, aber ich war enttäuscht und wütend auf mich selbst. Hannah ging nach Hause und ich sehnte mich nach meiner Freundin von der Brücke.
Wir trafen uns an unserem speziellen Ort. Eine alte abgeschottete Brücke mitten im Wald. Umgeben von Dickicht und großen Buchen, sodass man ungestört reden konnte. Sie brachte Kirschen mit und wir spielten Kirschkern weit spucken. Es war zu dunkel, um zu sehen, wer am weitesten kam, doch wir lachten viel. Wir hörten Musik und redeten über alles Mögliche. Ohne Filter oder Hintergedanken. Bevor wir zu mir nach Hause gingen, erzählte ich ihr von meinem Fiasko mit Hannah und es fühlte sich gut an. Einem normalen Mädchen hätte ich so etwas nie erzählt. Doch sie war anders und vielleicht mochte ich sie deswegen auch so gerne. Alle meine toxisch männlichen Regeln hatte ich mit ihr gebrochen und wahrscheinlich würde sich nie etwas über einer Freundschaft zwischen uns entwickeln. Obwohl ich manchmal glaubte, dass es möglich wäre. Zu gerne habe ich sie, damit wir nur Freunde sein können.
In dieser Nacht kam sie mit mir nach Hause und wir schauten einen dämlichen Film und machten uns gemeinsam darüber lustig. Dabei berührten sich zeitweise unsere Arme. Bevor ich mich versah, kuschelten und massierten wir uns gegenseitig, während mein Herz bei ihren sanften Berührungen aufgeregt auf und ab sprang. Die Welt um uns verschwand und es existierten nur noch wir beide und die Wärme die wir einander spendeten. Wir gingen an diesem Abend nicht weiter und schliefen gemeinsam ein.
Es war ein wenig komisch am nächsten Morgen und sie ging früh nach Hause. Es war mir rätselhaft, wie es zwischen uns weitergehen würde. Es könnte alles zwischen uns passieren. Aber ich wusste, dass ich einen der intimsten Momente in meinem bisherigen Leben erlebt hatte. Ich spürte eine pure Emotion, die ich später Glück nennen würde.
© Viktor Thürig Sánchez 2022-08-08