Glücksmomente

Ich weiß nicht, wie es ist, aber ich glaube, ich kann es ahnen, wie wonnig es ist …

von ganz weit oben herabzuschauen. Das Tal ist weiß, denn es ist kalt und der Fjord ist seit Tagen zugefroren. Eine weiße Schneedecke hat sich wie ein faltenfreies Tischtuch auf das schwarze Eis gelegt.

Die Sonne steht wie ein Stern am Himmel, sendet ihre Strahlen konzentrisch in alle Richtungen.

Das Himmelblau ist blau wie Blau kaum sein kann. Satt, belebend, kontrastierend zum weißesten Weiß, das ich jemals gesehen habe.

Ich brauche diese Zeit. Ich brauche dieses Trinken, dieses Schlürfen des Lichts, bevor ich mich von ihm den Hang hinunter geleiten lasse. Ich atme tief, meine Zellen lassen sich küssen von diesem riesigen Blau-Weiß.

Soll ich die Skier jetzt anschnallen?

Nein – es ist noch zu früh.

Ich will tiefer eindringen in den Kontrast, in das kalte Gefühl in meinem Gesicht und in meine innere Wärme. Ich schließe die Augen und spüre bereits das Echo in meinen Zellen. Dieses Vibrieren, diese Vorfreude, die sich einstellt. Immer deutlicher.

Ich will es. Jetzt.

Ich will über meine eigene Schlucht fliegen – die Schlucht der Angst. Will mich loslassen im Vertrauen auf meine innere tragende Kraft …

Dieser Text entstand bei einem Treffen zum Thema „Kreatives Schreiben“. Es war das erste Treffen mit etwa 10 Frauen, von denen keine mit einer anderen bekannt war. Es stellte sich unglaublich schnell über die Texte eine sehr vertraute Atmosphäre ein. Man fühlte sich frei und doch geborgen im Kreis der Menschen, mit denen man seine zu Papier gebrachten Regungen teilen konnte – oder auch nicht. Ganz nach Gefühl. Das Treffen wird wöchentlich stattfinden, bis zum September. Ich kam erst nach drei Stunden sehr erfüllt wieder nach Hause und das Erlebte wird bis zum nächsten Mal tief in mir nachklingen. Der Text entstand nach dem Schreibimpuls, der zu Beginn des Textes fett gesetzt ist. Das übergeordnete Thema war dieses Mal „Glücksmomente“.

Ich persönlich habe in dem Text einen Wunsch zum Ausdruck gebracht, den ich mir nie im Leben erfüllen konnte, weil ich durch das Aufwachsen bei einer sehr ängstlichen Mutter, die schlimme Kriegserlebnisse überstanden hat, selbst nie den Mut fand, das Skifahren zu erlernen. Ich werde es im nächsten Leben lernen, wenn ich – gerade zum Laufen fähig – mir Skier unterschnallen lasse, um mich damit erste kleine Hänge herabgleiten zu lassen. Aber davon träumen und darüber schreiben kann ich schon heute – das Schreiben ist JETZT der himmlische Weg zur Erfüllung!