von ToTo
Ständig guckte sie sich um. Drehte ihren Oberkörper um besser sehen zu können. Sie strich sich eine blonde Strähne aus dem Gesicht und ich bemerkte wie sie ständig ihr Shirt richtete oder auf ihrem Handy die Uhrzeit checkte. Je später es wurde, desto hektischer schien sie zu werden. Sie biss sich auf die Lippe während sie sich im Kopf Sätze zusammen reimte, auch wenn das schwieriger war als gedacht. Ihre Konzentration war zu sehr auf die Treppe gerichtet, wo er eben verschwunden ist. Sie hoffte inständig, dass er wieder zurückkam. Er war mit Abstand der schönste Junge, den sie je gesehen hatte. Seine gelockten blonden Haare leuchteten golden, wenn die Sonne darauf schien. Vor sechs Tagen hat sie ihn zum ersten Mal gesehen. Nun saßen wir hier, am Abend und seit fünfzehn Minuten guckte sie sich schon die ganze Zeit nach ihm um und konnte an nichts anderes mehr denken.
So nervös war sie noch nie gewesen. Sie zitterte am ganzen Körper und ihr Herz schlug schnell. Es musste heute passieren; sie musste sich trauen ihn anzusprechen. Auch, wenn ihr Stimme zittern würde. Was, wenn er sie nicht mögen würde? Was, wenn er eine Freundin hatte und sich nicht für sie interessierte? Was ist, wenn er zu alt für sie war, zu jung? Sie konnte es nicht sagen. War sie zu klein? Wohnte er weit weg? Sie kannte nicht einmal seinen Namen. Wir hatten in den letzten Tagen viel darüber nachgedacht; er könnte Louis heißen, genauso gut aber auch Jamie, wie sie hoffte. Ich hatte gemeint, er sähe aus wie ein Sven-Pascal, was natürlich Quatsch war. Aber ich hatte versucht sie zu beruhigen, denn ich wollte nicht, dass sie sich so einen Stress machte.
Zwanzig Minuten. Was, wenn er gar nicht mehr zurückkam? Sie würde es bereuen keine von den Chancen der vorherigen Tage genutzt zu haben. Aber sie war so schrecklich aufgeregt gewesen. Er musste einfach zurückkommen. Ängstlich blickte sie zu der Treppe wo er verschwunden war. Hoffte. Und da kam er. Ruckartig stand sie auf; jetzt oder nie! Sie lief ihm entgegen, sodass wir sie nur vom Weiten sahen. Sie fingen an miteinander zu reden und das Gespräch ging lange. Das war ein gutes Zeichen!
Um halb zwei in der Nacht wurde ich von einem Klopfen geweckt. Ich schleppte mich zur Tür und machte auf. Ich sah in ihr strahlendes Gesicht, so glücklich hatte ich sie noch nie gesehen. Es hatte sich wohl gelohnt! Ihr Mut hatte sich ausgezahlt! Sie erzählte mir viel von ihm; wie er hieß, dass er leider nicht so nah bei ihr wohnte, wie sie gehofft hatte, aber das in Ordnung war, weil sie nun seine Nummer hatte. Ich war stolz, vor allem, weil sie sich getraut hatte ihn anzusprechen. Doch das Beste war, dass sie herausgefunden hatte, dass er dasselbe vorgehabt hatte.
© ToTo 2023-08-22