von Maria Büchler
Eine Granate ist ein mit Sprengstoff gefülltes Geschoss, das aus Geschützen oder Granatwerfern abgefeuert oder als Handgranate geworfen wird. So informiert uns Wikipedia.
„Wann i di siech, dann spült’s Granada bei mir, i kann nur sog’n, dass i für nix garantier.“ Wolfgang Ambros hat sein Lied „Die Blume aus dem Gemeindebau“ für eine andere Art von Granate geschrieben. Die Besungene muss wohl eine umwerfende Frau gewesen sein.
Manche Österreicher setzen die Granada-Redewendung ein für „das wird Konsequenzen haben“. Anscheinend besteht eine Verbindung mit dem Ende der Reconquista von 1492, als die spanische Stadt Granada den christlichen Königen zurückgegeben wurde. Die Stadt wiederum soll ihren Namen vom Granatapfel haben, dessen Bäume heute noch in Stadtnähe wachsen. Aus ihrem Saft hat man ursprünglich den Grenadinesirup hergestellt.
Charakteristisch ist seine tiefrote Farbe, welche manche Cocktails so attraktiv macht, etwa den Tequila Sunrise. Die Assoziation zum Sonnenaufgang entsteht aus der Farbabstufung, die sich bei sorgfältiger Zubereitung ergibt. Tequila, Orangensaft und Eiswürfel sind bereits im Glas. Wenn der Grenadine langsam darüber gegossen wird, sinkt er und bewirkt die Abstufung von Gelb zu dunklem Orange. Getrunken wird dieses Getränk allerdings eher bei Sunset.
Als Grenadiere (anfangs auch „Granatiere“) wurden im 17. und 18. Jahrhundert Infanteristen bezeichnet, die mit dem Vorläufer der heutigen Handgranate bewaffnet, eine Elite der Linieninfanterie waren. Soldaten verfügten immer schon über einen beträchtlichen Appetit, außerdem musste eine Feldküche flexibel sein. Und damit kommen wir zu einer meiner Lieblingsspeisen.
Ich habe den Grenadiermarsch erst spät kennengelernt. Mein steirischer Partner hat ihn eines Abends überraschend aus der Bratpfanne gezaubert. Vom ersten Bissen an war ich von der kulinarischen Granate begeistert. Dieses deftige Essen ist ein Gericht der österreichisch-ungarischen Küche aus gekochten Kartoffeln, Nudeln, Zwiebeln, meist auch Speck, Wurst oder Fleischresten. Liebstöckl, Rosmarin und Thymian in der Pfanne mitbraten, ganz zum Schluss Schnittlauch drüber: geliebt von Groß und Klein. Sobald in der Pfanne Zwiebeln brutzeln, riecht es ohnehin schon so verführerisch, als wäre ein Festmahl im Entstehen.
Der Grenadiermarsch kann sowohl als Beilage als auch als Hauptspeise eingesetzt werden und lässt dem eigenen Geschmack viel Spielraum. Zudem ist er die ideale Resteverwertung. Manche braten auch übrig gebliebene Semmelknödel mit. Der Fantasie sind keinerlei Grenzen gesetzt. Herzhaft, sättigend, auch für eine größere Tischrunde jederzeit mit Spiegeleiern oder Würstchen erweiterbar. Dazu eine große Schüssel mit grünem Salat – bitte zu Tisch!
Morgen werde ich mal wieder eine Pfanne voll zubereiten. Im Kühlschrank warten schon die Reste. Eine kräftige Wurst kaufe ich dazu. Seltsam! Jetzt habe ich schon wieder Appetit!
© Maria Büchler 2021-07-25