Grandpa Bear

Grüß euch! Ich bin Großvater Bär. Also, eigentlich bin ich schon Ur-Ur-Großvater, aber alle nennen mich Grandpa. Ich bin sehr alt. Wann genau ich geboren bin, weiß ich nicht, aber ich werde wohl bald meinen 100. Geburtstag feiern.

Zuerst, ich erinnere mich, hat Lore mit mir gespielt, als sie klein war. Lore wohnte mit ihrem Papa und ihrem Bruder Richard in Wien. Richard hat bald geheiratet und drei Kinder bekommen. Die haben mich immer geknuddelt, wenn sie bei Tante Lore zu Besuch waren. Die Lore, die hat nie geheiratet. Sie hatte schon einen Freund, aber der ist im Krieg gefallen. Der Krieg, das war eine ganz furchtbare Sache. Krieg ist immer eine furchtbare Sache. Da kämpfen Leute gegen einander, die sich nicht einmal kennen! Irgend welche Präsidenten, Minister und Generäle können einander aus irgend welchen Gründen nicht leiden, deshalb schicken sie ihre Soldaten gegeneinander in den Kampf, anstatt ihre Streitereien selbst Mann gegen Mann auszutragen. Also, ich finde das schwer daneben! Wir Bären, wir führen nie Krieg! Es gibt keine Bärenarmee und keinen Bärengeneral. Wenn wir mit einem Artgenossen Ärger haben, dann regeln wir das unter uns.

Wir Grizzlys leben hauptsächlich im Norden von Nordamerika und gehen den Menschen meist aus dem Weg. Früher gab es viele Tausende von uns, aber man hat uns erbarmungslos gejagt, sodass nur noch ein paar Hundert von uns über sind. Seit 1975 stehen wir auf der Liste der bedrohten Tierarten. Dabei wollen wir doch niemanden stören! Wir fressen hauptsächlich Aas, kleine Säugetiere, Raupen und Insekten. Gut, stimmt schon: Lachse und Forellen schmecken uns auch sehr gut, und wir verschmähen bestimmt keine Beeren und Früchte.

Wir können gut schwimmen und ziemlich schnell laufen. In freier Natur werden wir so an die 15 bis 20 Jahre alt. Ganz selten erlebt einer von uns seinen 30. Geburtstag. Dagegen bin ich mit meinen beinahe hundert Jahren ein richtiger Methusalem!

Aber das wollte ich eigentlich gar nicht erzählen. Ich wollte euch von Trixi, Ilse und Clara berichten, den drei Töchtern von Lores Bruder Richard. Die drei haben mich sehr lieb gehabt. Und als sie erwachsen waren, da bekamen sie selbst Kinder, die mir oft und gerne Gesellschaft leisteten. Das waren Resi, Ella, Hannes und Annie. Die sind jetzt aber auch schon wieder erwachsen und haben Kinder.

Ich wohne jetzt bei Resi im Schlafzimmer. Spielen darf niemand mehr mit mir, denn ich bin schon sehr gebrechlich und brauche viel Ruhe. Aber wenn mir ab und zu jemand ganz zart über das Fell streicht, dann freue ich mich sehr!