Es hatte eine Frau zwei Töchter,
eine gut, die andre schlechter.
Die Eine war faul und die Andere brav,
Letztere war nur das schwarze Schaf.
Zu spinnen galt`s für sie – nun gut.
Sie stach sich und es floss das Blut.
„Beim Brunnen wasch die Spule ab!“
schrie die Schwester, – „sonst wird’s knapp!“
Die Spul`fiel in den Brunnentrog,
der Sog das Werkzeug runterzog.
Marie sprang nach, wollte nicht warten
und landete in einem Garten.
Da stand ein großer Apfelbaum
mit Früchten wie aus einem Traum.
„Reif sind meine Äpfel schon,
schüttle mich, lauf nicht davon!“
Als später sie zum Ofen kam, –
das Brot darin war frisch und warm,
rief es : “ Los, zieh mich heraus
und bring mich in Frau Holle`s Haus!“
„Wenn du mir die Betten schüttelst,
und diese richtig kräftig rüttelst,
sodass es auf der Erde schneit,
belohn`ich dich. Bist du bereit?“
Die Arbeit war sehr leicht, nichts Grobes,
und Frau Holle voll des Lobes,
bestückte sie mit Gold als Lohn,
Marie, sie winkte, ging davon.
Jauchzend ihre Schwester schrie:
„Ich wünsch mir auch viel Gold, Marie!“
Doch statt der schönen goldnen Zech
rann auf die Faule lauter Pech!
Da standen sie nun vis -a vis,
Goldmarie und Pechmarie!
© Karin Ulrike Heiss 2025-04-29