Ein Elternpaar – besorgt es war,
denn das Essen wurde rar.
Es hatte noch ein kleines Mädchen,
das schlummerte in seinem Bettchen.
Draußen gleich am Waldesrand
gab`s ein Gärtchen, das man fand.
Doch eine Hex` versah`s mit Stacheldraht,
dass nichts und niemand Zugang hat.
Hunterm Zaun wuchs ein Gemüschen,
nicht Kohlrabi, nicht Radieschen.
Ein Schild stand dort: „Eintritt verboten!“
Tut man`s doch, oje, dem drohten
schlimme Zeiten, sehr makaber!
Die hungrige Familie aber
beschloss, es trotzdem zu probieren,
sie hatte nichts mehr zu verlieren.
Die Hexe doch bekam es raus,
„Schluss jetzt mit verbot`nem Schmaus!
Und euren kleinen Windelwurm
nehm` ich mit auf meinen Turm!“
Rapunzels Haar wuchs täglich schneller,
vom hohen Turm bis in den Keller.
„Rapunzel, lass dein Haar herunter,
tust du`s nicht, so gibt es Zunder!“
Sie ließ an deren langen Haaren
sich wie mit einem Aufzug fahren.
So ging das jahrelang noch weiter,
da hört den Spruch ein junger Reiter.
Bei heft`gem Kuss unter den Lauben
fand die Hex`die Turteltauben.
„Jetzt schicke ich euch in die Wüste,
und streiche euch aus meiner Liste!“
Und weil die beiden so geweint,
hat eine Fee die zwei vereint.
© Karin Ulrike Heiss 2025-04-29