Wolfgang Mayer König
Angeregt durch die Story von Gerhard Maier „Was isst der Eskimo?“bin ich daran erinnert, dass der Abenteuertourismus gerne übersieht, welche Gründe für unendliche Traurigkeit in manchen Gegenden und Ländern der Welt bestehen. Diese größte Insel der Erde, autonomer Teil des dänischen Königreichs, hat die geringste Bevölkerungsdichte der Welt. Ein Drittel der Mädchen bis zum 15. Lebensjahr wurde bereits sexuell missbraucht. Grönland hat die höchste Suizidrate von Kindern und Jugendlichen auf der Welt. Eine der verbreitetsten Krankheitsursachen ist der Alkoholmissbrauch, auch werden die meisten Fremdtötungsdelikte unter Alkoholeinfluss begangen. Der Unterschied im Lebensstandard innerhalb der Bevölkerung ist krasser als anderswo. Hier findet man auch die meisten Schulabbrecher. Die Lebenserwartung ist hier vergleichsweise niedrig. Seit 2009 hat die UNICEF, die Spezialorganisation der Vereinten Nationen für Kinder und Jugendliche, Grönland als Land geächtet, das die UN-Kinderrechtskonvention missachte. Obschon Grönland über hohe Geburtenraten verfügt, leidet jedes sechste Kind an Unterernährung, und geht hungrig in die Schule und zu Bett. Grönland ist nur 4.800 km von den U.S.A und nur 552 km von Island entfernt. So also entwickelt sich ein westliches Land, welches zu Dänemark gehört. Donald Trump wollte im vergangenen Sommer ganz Grönland einfach kaufen. Er nannte es „im Wesentlichen ein großes Immobiliengeschäft“ (essentially a large real estate deal). Besonders die reichen Bodenschätze (Gold, Platin,Uran,Erze und vor allem seltene Erden) wie die Lage der Insel fanden sein persönliches Interesse. Die dänische Regierung erteilte diesem „absurden“ Ansinnen eine deutliche Abfuhr. Der amerikanische Präsident bezeichnete die Wortwahl der dänischen Ministerpräsidentin als „gemein“ und „unangemessen“. „So spricht man nicht mit den Vereinigten Staaten-zumindest nicht unter mir“, erklärte Trump vor der Weltpresse im Weißen Haus. Einen bereits anberaumten Staatsbesuch in Dänemark sagte Trump daraufhin kurzerhand ab. Die Volksrepublik China entfaltet seit einiger Zeit Tätigkeiten und Interessen auf Grönland, vor allem auf dem Gebiet seltener Bodenschätze und mit Hinblick auf die geopolitische Lage der Insel. Was sagt uns das Alles. Wir Europäer gefallen uns darin, extreme Touren in exponierte arktische Regionen zu unternehmen. Salopp werden dann die Daheimgebliebenen über die Essensgewohnheiten der „Einheimischen“ und ihre Namensgebung belehrt. Das sei ja so unterhaltend. Man merkt dabei nicht, dass man damit das Gehör derer mit Prahlerei verschüttet, die vielleicht einmal doch das Weinen und Darben ganzer Völker wahrnehmen könnten. Wie abgebrüht sind wir in unserer Selbstverliebtheit geworden. Und wir haben so gesehen wirklich auch die Politiker und Volksvertreter bekommen, die wir verdienen. Es lebe der Bio-Öko-Abenteuertourismus !
© Wolfgang Mayer König 2020-05-15