Großes Michaelerhaus in Wien

GONI

von GONI

Story

Zentral gelegen, von den Barnabiten als Barockhaus neu erbaut, ziehen hier Herrschaften ein, die sich den Zins leisten konnten. Pietro Metastasio, der als Hofdichter nach Wien berufen wurde. Nicolo Martines mit seiner Frau Theresia, der Zeremonienmeister des päpstlichen Nuntius hatte enge Kontakte zum Hof und war sehr mit Metastasio befreundet. Beide stammten aus Neapel. Ihnen wird 1744 eine Tochter, Marianna geboren, sie hatte elf Geschwister, von denen sechs im Kindesalter starben.

Joseph Haydn, der wegen Mutierens aus der Chorkapelle entlassen wurde, fand in der Dachkammer eine Bleibe, spielte für Porpora Cembalo, der seine Logier bezahlte und die Kost verdiente sich Haydn als Cembalolehrer bei der jungen Marianna. Als Tanzbodengeiger und Serenadenspieler verdiente er seinen Unterhalt. 3 Jahre dauerte das Arrangement mit den beiden.

Niccolò Antonio Porpora, auch Neapolitaner, der beste Gesangslehrer Europas, lebte von 1752- 1760 auch in dem Haus.

Auch die Witwe Fürstin Maria Oktavia Esterhazy lebte in dem Haus bis sie 1762 starb. Ihr Sohn Paul war einige Jahre Botschafter in Neapel.

In dieser Gesellschaft wuchs Marianna heran, lernte früh Cembalo spielen und hatte eine tolle Stimme und große Begabung auch fürs Komponieren. Die besten Lehrer im Haus, untereinander eng befreundet, hat sie gut behütet eine steile Karriere hingelegt. Vom Elternhaus in die Gesellschaft eingeführt, große Mentoren und Lehrer gaben ihr alles mit. Mit 17 Jahren hatte sie Erfolg mit einer Messe in der Hofkirche St. Michael. Erhielt Einladungen von Maria Theresia, wo sie Gesang und Cembalospiel vortrug. Es gibt Quellen, dass sie mit Mozart vierhändig am Cembalo gespielt haben soll. Ihr Mentor Metastasio vererbt den Geschwistern Martines sein Vermögen. Marianna hat bereits wöchentlich musikalische Soireen abgehalten, mit dem Erbe kaufte sie ein Haus und gab Gesangsunterricht. Hierin gilt sie als Vordenkerin für das spätere Konservatorium 1819 in Wien. Eine großartige Frau und Künstlerin. Und in Großbritannien kam es erst letztes Jahr zu einer öffentlichen Debatte darüber, warum in den Lehrplänen von Schulen und Musikhochschulen Komponistinnen völlig fehlen, sodass der falsche Eindruck entsteht, es hätte sie nie gegeben – Marianna von Martines wurde dabei übrigens als ein prominentes Beispiel genannt… Neu am Markt sind 2 CD.

© GONI 2021-06-23

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