GROSSBRAND IN FLIMS, GRAUBĂśNDEN

Schadi44

von Schadi44

Story

Einen grossen Schreck hatten wir im Oktober 1982: Esther, meine Frau rief mich im BĂĽro in Chur an und teilte mir in grösster Aufregung mit, der Stall fĂĽnf Meter neben unserem Haus brenne lichterloh: Kinder und Wertsachen sichern und das Haus verlassen, riet ich und begab mich sofort auf den Weg. Die Redaktions-Kollegen riefen mir noch nach, ich solle die Kamera fĂĽr Bilder nicht vergessen. Als ich in Flims war, bot sich mir ein apokalyptisches Bild. Der Wind blies die Flammen glĂĽcklicherweise nicht in Richtung unseres Hauses sondern nordwärts, wo aber die Pension «Primeli» der Familie Fontana stand. Diese und der Stall brannten trotz Einsatz der Feuerwehren aus Flims und Umgebung bis fast auf die Grundmauern nieder. Ich machte Fotos als ich plötzlich vom anwesenden Untersuchungsrichter zur Seite genommen wurde: «Augenzeugen haben Ihre Buben aus dem Stall rennen gesehen, wir mĂĽssen mit den beiden reden». Bei uns in der Wohnung wurde zuerst Marc befragt, der ziemlich geschockt schien und etwas von einem grossen Mann erzählte, den er gesehen haben wollte. «Wo bist Du denn gestanden, als Du diesen Mann» gesehen hast?», fragte der Untersuchungsrichter einfĂĽhlsam. «Dort, vor der Garage», antwortete Marc. «Und wie hat er ausgesehen?». – «Gross, mit roten Hosen, grĂĽnem Pullover und blauen Augen!» Gut beobachtet, aus 50 Metern Distanz…

Inzwischen ging ich zu Alex ins Zimmer, der völlig ausser sich war: «Der Marc war’s, der Marc war’s». Es hat sich dann herausgestellt, dass Marc am Morgen mit der Mutter in der Bank war, wo auf einem Salontischchen Zündholzbriefchen bereitlagen. Von denen hat er ein paar an sich genommen und ist am Nachmittag mit Alex und zwei anderen Kindern der Nachbarschaft durch ein Loch in den Heuschober gekrochen. Dann wurden die Zündhölzer am Stroh im Stall ausprobiert. Als das Feuer zu lodern anfing, bekamen sie es mit der Angst zu tun, krochen auf allen Vieren aus dem Stall, gingen zum nahen Brunnen, nahmen einen Mund voll Wasser und wollten so das Feuer löschen! Glücklicherweise brachten sie sich dann noch rechtzeitig in Sicherheit. Nicht auszudenken, was hätte passieren können.

Emil Schmid, Besitzer des Stalls und unser Wohnungsvermieter nahm das Ganze gelassen und meinte mit seiner tiefen, langsamen Stimme: «Eigentlich müsste ich Deinen Buben etwas bezahlen. Ich wollte den Stall schon lange abbrechen lassen und ein Haus darauf bauen. Diese Arbeit wurde mir nun abgenommen und ich kriege auch noch Geld dafür!»

Am Tag nach dem Brand hatte ich ein Geschäftsessen, bei welchem ich neben Dr. Christoph Blocher, dem Chef der Ems Chemie und späteren Bundesrat sass. Als ich ihm die Geschichte erzählte, meinte er väterlich: «Sagen Sie Ihren Buben, der Blocher habe als Kind mal einen ganzen Bauernhof eingeäschert und habe es dann doch noch zu etwas gebracht. Schon damals war Blocher ein bekannter Wirtschaftsführer und Nationalrat.

© Schadi44 2019-04-23