Grundnahrungsmittel, mein Nachbar und ich

Walter Lepuschitz

von Walter Lepuschitz

Story

Kürzlich habe ich meinen Nachbarn im Lift nach oben getroffen. Er hatte einen 6-er-Träger Bier dabei, von einer Brauerei, die auch ich bevorzuge. Er sagte mir, er müsse die Bestände an „Grundnahrungsmittel“ in seiner Wohnung (zulasten jener im Keller) wieder auffüllen. Wofür ich volles Verständnis hatte, weil das ja auch dann und wann zu meinen Aktivitäten gehört.

Eben diese im Murtal gelegene Brauerei, deren Namen wir nicht nennen wollen, weil sonst die bei Murauer Bier sofort wissen würden, wer gemeint ist, veranstaltet dann und wann „Aufkapsel-Spiele“. Beim Öffnen einer Flasche zeigt sich auf der Unterseite der entsprechend gestalteten Kapsel dann sofort, ob man eine Kiste oder einen 6-er-Träger des Bieres oder – in ganz seltenen Fällen – auch anderes Höherwertiges gewonnen hat. Falls nicht, steht dort „Trotzdem Prost“ und „Bis zum nächsten Mal“.

Nicht jedes Geschäft, jeder Händler, beteiligt sich an dieser Aktion. Nicht überall kann man den Gewinn auch einlösen. Der Normalfall nach dem Öffnen auf der Unterseite der Kapsel ist: „Trotzdem Prost“ und „Bis zum nächsten Mal“. Bisher war es so, dass (statistisch gesehen) in jeder Kiste ein Gewinn zu finden war, meistens ein 6-er-Träger, manchmal aber auch eine Kiste mit 20 Flaschen.

Seit mehreren Wochen läuft jetzt wieder eine solche Aktion. Mit meinem Nachbarn gemeinsam haben wir in angemessener Zeit sechs Kisten dieses Bieres käuflich erworben. Und mit dieser Anzahl gerade einmal zwei 6-er-Träger „lukriert“. Jeweils einen für meine Nachbarn und einen für mich. Ähnliche Erfahrungen hat mir aber auch schon die Dame an der Kasse meiner Bezugsquelle bestätigt.

Jetzt gibt es zwei Möglichkeiten für die Ursachen dieser Kargheit:

😜 Jemand in der Lieferkette weiß, dass die Gewinn-Flaschen anders – und vor allem wie – aussehen und macht damit vorab sein persönliches Geschäft.

😜 Die Marketing-Abteilung hat hoch gepokert und die Gewinn-Quote entsprechend „down-gesized“.

Für den Kunden macht das aber keinen Unterschied. Er ist nicht begeistert.

Wenn die erste der Möglichkeiten zutreffen würde, solle die Brauerei ehest den „Jemand“ ausfindig machen und ihn aus dem Verkehr ziehen. Wenn Möglichkeit zwei die Ursache sein sollte, sollte man sich bewusst sein, dass eine solche Marketing-Aktion, die eine erhebliche Verschlechterung gegenüber vorhergehenden darstellt, auch ein Schuss sein kann, der nach hinten losgeht.

© Walter Lepuschitz 2021-08-10

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