GUGGENHEIM in FLORIDSDORF

Story

Ö1, mein >rund um die Uhr Sender<, berichtete vom GUGGENHEIM in FLORIDSDORF. Ich traute meinen Ohren nicht und begann sofort zu googeln. Tatsächlich! Das Kunstprojekt vor dem Amtsgebäude musste wegen Corona vom Mai auf September verschoben werden, las ich. Ausgehungert nach Kunst spazierte ich am Nachmittag zum Floridsdorfer Spitz. Vor mir stand ein 10 m hohes Objekt, das an das Guggenheim Museum in N Y. erinnert.

GGGNHM steht als Titel auf dem Plakat, ich bemühte mich nicht, diese Buchstabenkombination zu enträtseln, sondern suchte nach den Öffnungszeiten, denn der Zugang war versperrt. Beim zweiten Blick war klar, es fehlten nur die Vokale. Einige Fotos mit dem Handy waren schnell gemacht, dann setzte ich mich auf eine Bank vor dem Amtsgebäude und ließ den Gedanken freien Lauf.

Was verbinde ich mit Guggenheim? Reichtum, Kunst und Mäzenatentum. Wer sich für moderne Malerei interessiert, kommt an diesem Namen nicht vorbei. Solomon R. Guggenheim gründete das imposante Museum in N.Y., er sammelte die Avantgarde aus Europa, allen voran Kandinsky, Delaunay und Chagall. Seine Nichte Peggy förderte ebenso viele Künstler, allen voran J. Pollock.

Viele Bilder tauchten aus der Erinnerung auf. 1984 spazierte ich mit Begleiter die Fifth-Avenue im Stadtviertel Upper East Side von Manhattan entlang. Ehrfurchtsvoll blieb ich vor dem Rundbau stehen. Aus Zeitmangel konnte ich nur einen kurzen Blick ins Innere werfen, sah die terrassenförmig aufgebauten Etagen, den Aufzug, der die Besucher ins oberste Geschoss führte, von wo man den Blick auf viele Kunstwerke werfen und danach spiralförmig nach unten gehen konnte. Ich war überwältigt vom modernen Bau (1959 eröffnet), hatte in Europa nichts gleichwertig Beeindruckendes an Museumsarchitektur gesehen. Ich wollte gerne einige Stunden bleiben, der kurze Aufenthalt in New York reichte nicht für alle Vorhaben, moderne Kunst wurde gestrichen.

2019 konnte ich mir einen lang gehegten Traum erfüllen und ins Baskenland fliegen. Das Guggenheim Bilbao kann man nicht beschreiben, dazu reichen nicht einmal 5000 Zeichen, geschweige den 2500. Bilbao muss man gesehen haben.

Und nun sitze ich, Dank einer mutigen Kulturpolitik vor dem GGGNHM im Kleinformat aus aufblasbaren Modulen in Wien Floridsdorf und studiere das umfangreiche Programm. Ein Konzept, das zum Nachdenken anregen wird, es geht um Politik, um den Begriff von Demokratie, um Sichtbarkeit und Erinnern, um Orte, die das Gestern aufleben lassen, es geht um Frauenwahlrecht, um Covid19, um Migration und um die provokante Frage, was in der Politik alles >unter den Teppich gekehrt wird<. Über allem steht als Moto: >REMEMORY<.

Das Erinnern, das kritische Hinterfragen wird in unseren Tagen immer wichtiger!

Wie viele der Vorbeigehenden wissen, wer S. und P. Guggenheim waren? Wie viele werden stehen blieben, hineingehen, nachdenken über wichtige Themen unserer Zeit? Oder sehen viele nur eine Luftburg?



© 2020-09-17

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