Ich schlendere gelassen eine Einkaufspassage entlang. Mir begegnen zwei junge Frauen, die ich als zwei ehemalige Auszubildende identifiziere, die ich mal eingearbeitet habe. Sie scheinen erfreut mich zu sehen und begrüßen mich mit Küsschen auf die Wangen. Ich nehme eine leichte schmale Hand auf meiner linken Schulter wahr und von hinten haucht mir eine tiefe weibliche Stimme “Schön dich mal wieder zu sehen” in das rechte Ohr, die ich umgehend als die Stimme der dritten Auszubildenden im Bunde identifiziere. Zusammen betreten wir ein Einkaufszentrum, das mir wage bekannt vorkommt. Ich meine mich zu erinnern, dieses Einkaufszentrum schonmal in einem Video auf einem Videoportal gesehen zu haben, indem ein Amerikaner Menschen chinesischer Abstammung mit seinem Mandarin verblüfft. Ich frage mich, wo ich hier hingeraten bin, da dieses Einkaufszentrum in New York steht.
Auf einem großen Rondell sind einige bequeme Sessel mit Liegefunktion aufgebaut und einige Männer fortgeschritteneren Alters, die mir irgendwie bekannt vorkommen (mir kommt eine deutschprachige Band in den Sinn), laufen durch die Reihen und verabreichen jeden mit einer exorbitanten Spritze eine Coronaimpfung, der eine möchte. Auch wenn die Spritze wenig einladend aussieht und die Männer wenig vertrauenswürdig, mache ich es mir in einem der Sessel bequem und erkläre mich bereit, mich impfen zu lassen. Nach der Impfung schließe ich die Augen eine kurze Weile, öffne sie dann wieder und …
…finde mich auf einer leeren Hauptstraße stehend wieder. Mir fällt auf, dass kein Mensch und kein Tier zu sehen oder zu hören ist. Nicht mal Vögelzwitschern. Ich erkenne die Straße wieder, bin ich doch hier aufgewachsen. Ich nehme leichte Vibrationen des Straßenbelages und der Luft wahr und höre einen Laut – eher ein Brüllen, dass einem schlechten Abenteuerfilm entliehen zu sein scheint. Drei Blocks weiter Richtung Norden schlittert ein ca. 20 Meter großer Gorilla im Knöchelgang um die Ecke eines 8-stöckigen Hauses, sieht mich, stellt sich auf die Beine, trommelt mit den Fäusten auf seiner Brust und brüllt mir über mehrere dutzend Meter seine Wut ins Gesicht. Ich fackel nicht lang und nehme die Beine in die Hand. Nach ungefähr 300 Metern biege ich hetzend rechts ab und renne geradewegs auf meine alte Grundschule zu. Ich erreiche den Schulhof, noch vor dem Untier und sehe ihn noch nicht. Wie selbstverständlich öffne ich einen Gullideckel mitten auf dem Schulhofsplatz und verstecke mich in einer Mülltonne. Kurioserweise bin ich nicht überrascht, den Affen in den Gulli fallen zu sehen und spurte zur Öffnung, um diese wieder zu verschließen. Erleichtert …
…werde ich wach und nehme mir vor, nie wieder so spät noch zu essen.
© CarlosMariaKürschner 2021-04-21