von Franz Brunner
LatrĂ©vo tin EllĂĄda. Ja, ich liebe Griechenland und glauben Sie jetzt bitte nicht, ich könnte Griechisch, ich habe lediglich mithilfe von Google hochgestapelt. Zu verdanken istâs der Backofenhitze. Es war unertrĂ€glich in den letzten Tagen, da sind die wenigen Gedanken, welche die autonomen Energiereserven im OberstĂŒbchen zulassen, schon leicht unstrukturiert. Trotz dieser geistigen Turbulenzen kommt mir immer wieder dieses Griechenland in den Sinn. Seit ich vor mittlerweile 40 Jahren mit Rucksack und damals noch zukĂŒnftiger Ehefrau auf FĂ€hren durch die ĂgĂ€is schipperte, liebe ich dieses Land. Und es liebt mich, da bin ich mir sicher, sonst hĂ€tte mich Zeus die teils abenteuerlichen Reisen nicht ĂŒberleben und Jahre spĂ€ter darĂŒber philosophieren lassen.
Ich bin Ăsterreicher und das sehr gerne. Meistens zumindest, denn manche beschĂ€mende VorgĂ€nge der letzten Zeit hĂ€tten auch irgendwo ums Mittelmeer passieren können. Warum also dorthin pilgern, wennâs doch hierzulande politisch Ă€hnlich ablĂ€uft und es bei uns ebenfalls immer wĂ€rmer wird? Vorausgesetzt, ich halte das griechische Klima ĂŒber lĂ€ngere Zeit aus und mein Körper ĂŒbersteht diese Tortur, wĂ€re ich damit bereits ein guter Grieche?
Was kennzeichnet einen guten Griechen? Reicht es, Moussaka, Mythos-Bier und Ouzo zu lieben, griechische Musik ohne FolgeschĂ€den zu ĂŒberstehen und Retsina vom ersten Glas weg fĂŒr gut zu befinden? Nach dem vierten Glas ist das keine Kunst mehr, aber gleich das erste zu mögen, das ist eine ganz besondere Gabe und zeugt von groĂer AffinitĂ€t zu Griechenland. Ich nenne diese charakteristische Eigenschaft âHellenic Basic Dispositionâ. Klingt doch gut, oder? Hochwissenschaftlich und ausgesprochen seriös. Ja, manchmal staune ich selbst, was mir nach ein paar GlĂ€sern griechischen Weins so alles einfĂ€llt.
ZurĂŒck zur Kernfrage: Was macht einen guten Griechen aus? Nach gezĂ€hlt 27 griechischen Inseln, die ich in Begleitung meiner Herzensdame bisher besuchen durfte, bin ich zweifelsohne qualifiziert, diese heikle Frage zu erörtern. Also was ist dran an der mĂ€nnlichen griechischen Spezies?
Aus der historischen Existenz groĂer Philosophen abzuleiten, dass griechische MĂ€nner von Natur aus einen Hang zur Weisheit hĂ€tten, kann ich aus meinen Erfahrungen nicht bestĂ€tigen. Griechen rauchen oft, sind laut, haben keine Esskultur und stĂ€ndig den AutoschlĂŒssel in der Hand. In der anderen das Feuerzeug, die Zigaretten und das Handy. Nur beim Autofahren nicht, da hĂ€ngt die linke Hand lĂ€ssig aus dem offenen Autofenster. Was gibt’s noch? Ach ja, griechische MĂ€nner lieben Kinder, weshalb sie auf die Erziehung derselben wegen des Freiheitsgedankens oftmals verzichten.
So, jetzt habe ich’s mir mit der griechischen MĂ€nnerwelt ordentlich verscherzt, auf deren Zustimmung fĂŒr die EinbĂŒrgerung kann ich wohl nicht mehr rechnen. Egal, fĂŒr die griechische KĂŒche sind ohnehin die Frauen zustĂ€ndig und fĂŒr diese Geschöpfe bin ich voll des Lobes.
© Franz Brunner 2022-06-21