von Willi_Schewski
Das Gutachten – Ein Meisterwerk der Verleumdung und Realitätsverzerrung
Meine Mutter, die aus meiner Sicht Sadistin par excellence war, wurde von Dr. S. zur ĂĽberfĂĽrsorglichen Glucke umgedichtet. Zitat: „Die Mutter war dem nachgeborenen Sohn gegenĂĽber wohl sehr verwöhnend; heute mutmaĂźt der Sohn, dass sie vielleicht auch sadistisch gewesen sein könnte„.
Wahrscheinlich hat er dabei an seine eigene Mutter gedacht, die ihm wohl zu oft auf den Kopf gefallen ist. Oder vielleicht projizierte er einfach seine eigenen Wunschvorstellungen auf meine Familiengeschichte? Der Höhepunkt dieser Farce: Mein Fachwissen wurde als Kontrollzwang abgetan, meine Lebenserfahrungen als „durchgehende Idee“ abgestempelt. Zitat:
„Der Patient ist gewohnt, sich Ă„rzten und Psychotherapeuten gegenĂĽber hinsichtlich seiner Befindlichkeiten mitzuteilen und benutzt hierbei ĂĽberwiegend psychopathologisches Vokabular. Hierbei verdeutlicht sich als Hauptanliegen der Wunsch nach Kontrolle der Situation.“
Anscheinend ist es in der Welt des Dr. S. eine Krankheit, wenn man seine eigene Geschichte kennt und versteht. Vielleicht sollte er selbst mal einen Blick in ein Psychologie-Lehrbuch werfen – falls er ĂĽberhaupt lesen kann. Das „Gutachten“ war nichts weiter als ein Pamphlet zum Schutz der wahren Verbrecher – meiner Eltern. Es ist ein Paradebeispiel dafĂĽr, wie man aus einem Opfer einen Schuldigen macht. Beispiel:
„Aktuell wie auch in der Vergangenheit findet der Patient einen gewissen Halt an der durchgehenden Idee, gesundheitlich, persönlich und in seiner psychosozialen Entwicklung geschädigt worden zu sein.“
Ja, Herr Doktor, nennen wir es ruhig eine „Idee“ – genauso wie wir Ihre „Diagnose“ als „kreative Fiktion“ bezeichnen könnten. Bravo, Dr. S., Sie haben Ihren Beruf verfehlt – als Märchenautor hätten Sie sicher mehr Erfolg gehabt! Dieses Gutachten ist nicht das Papier wert, auf dem es geschrieben wurde. Es ist ein Schlag ins Gesicht jedes echten Opfers und ein Hohn auf die Prinzipien der Psychologie. Aber keine Sorge, Herr Doktor, Ihre Karriere als professioneller Realitätsverzerrer ist sicher – solange es Gerichte gibt, die Ihre Märchen fĂĽr bare MĂĽnze nehmen. Nachtrag:
Nachtrag: Dr. S. ist mittlerweile verstorben. Ich habe sein Ableben zur Kenntnis genommen, als ich durch die Zeitung blätterte. Ein Verlust für die Welt der psychologischen Verdrehungen, aber ich bin sicher, sein überaus „wertvolles“ Erbe wird uns noch lange erhalten bleiben – schließlich hat er ja bewiesen, dass man auch aus dem tiefsten Morast der Realität ein schillerndes Märchen spinnen kann.
© Willi_Schewski 2024-09-29