von Gina
Ich denke, ich war schon zwölf oder dreizehn Jahre alt, jedenfalls ging ich schon in die Hauptschule. Meine Familie hat sich vergrößert und ich hatte noch kleinere Geschwister bekommen – keiner hat mich gefragt ob ich sie auch wollte. Ein kleiner Schäferhund wurde auch aufgenommen, der Freund meines Vaters hatte ihn sich angeschafft, jedoch durfte er in einer Gemeindewohnung kein Tier halten, er kam zu uns. Es ging nun sehr turbulent zu, der Hund, wir tauften ihn Fips war sehr verspielt, Hundeschule gab es zu dieser Zeit noch wenige, oder noch gar keine. Also lag die Erziehung in unseren Händen, naja, ab und zu folgte er, aber die meiste Zeit nicht. Als Fips in unserer Familie einzog, es war im Frühling, gab es keine Kaninchen mehr für uns Kinder so wie bisher, wir hatten ja nun einen Hund.
Ein Nachbar züchtete die Kaninchen mit den langen Schlappohren und wir konnten sie jederzeit bei ihm streicheln, das war uns ein Trost. Der Nachbar war sehr stolz auf seine Kaninchen, verwöhnte sie und bürstete ihnen sogar das Fell. Zu meiner Mutter sagte er einmal, „wehe euer Hund fällt über meine Hasen her, da ist es aus mit unserer guten Nachbarschaft“, doch ich glaube, er lachte dabei.
Es war im nächsten Sommer, Fips hatte sich richtig gut eingelebt und er durfte sich auch frei im Garten bewegen. Eines Tages stand Fips vor der Tür, im Maul hatte er den Hasen des Nachbarn, total verschmutzt und legte ihn meiner Mutter vor die Füße. Sie brach sofort in Panik aus hob das Kaninchen auf, ging zur Wassertonne und säuberte ihn, dann wurde er in die Sonne gelegt, getrocknet und zum Schluss noch gebürstet. Diese Bürste landete nachher im Müll, keiner wollte sich mehr die Haare damit bürsten. Fips bekam eine Tracht Prügel, mit einer zusammengerollten Zeitung und wurde im Haus eingesperrt. Meine Mutter war wütend auf Fips. Nachts schlich sich meine Mutter zum Hasenstall des Nachbarn, setzte den Hasen hinein und wartete.
Das Wetter schlug um und es regnete genau zwei Tage, da blieben wir alle im Haus, doch am dritten Tag, war es sonnig und warm, waren wir alle im Garten, als der Nachbar zum Zaun kam und meiner Mutter zurief „stellt euch vor, unser Kaninchen ist vor fünf Tagen verstorben, wir vergruben es in der Wiese und heute früh saß es wieder im Stall“.
Meine Mutter wurde kreidebleich, der Nachbar brach in schallendes Gelächter aus. Die Nachbarn verbrachten den Nachmittag bei einer Jause und einem kühlen Bier bei uns, Fips bekam einen Knochen als Wiedergutmachung für die ungerechte Bestrafung und wir alle lachten noch lange über dieses blöde Missverständnis.
© Gina 2019-06-02