Haare machen Hunde

rebella-maria-biebel

von rebella-maria-biebel

Story

Katalanische Hirtenhunde sehen aus wie Wuschelwesen, von Kopf bis Fuss Haarzotteln. Wenns keinen Schwanz zum Wedeln hätten, wüsst man oftmals nicht, wo vorne und wo hinten ist. So ein entzückendes Struwweldings ist unsere Amelie. Oder war sie. Oder ist sie halt manchmal.

Nun ist sie aber auch ein Prinzesschen. Eine von und zu. Eine, wäre sie eine Zweibeinige, dann würde sie wohl affektiert den kleinen Finger wegspreizen beim Teetrinken. Sie könnte nasal daherflöten und Krokoledertaschen tragen und in der Freudenau standesgemässe Kontakte pflegen. Jedenfalls wär sie eine Menschin, mit der ich wenig anfangen könnte, überhaupt nicht meine Lieblingssorte Mensch. Zum Glück hat unsere Amelie aber vier Beine und keinen kleinen Finger zum Wegspreizen. Sie ist unser geliebter, entzückender Wirbelwind.

Aber halt doch eine Von und Zu. Also ein Mimöschen im Vergleich mit unserem zweiten Hund, Grisu. Deren Stammbaum weist wohl jede Menge Mischkulanzen auf. Ein bissi Collie, Münsterländer, Beagle und sicher sonst noch allerhand. Grisu verträgt jedes Hundefutter, und den Tierarzt haben wir wegen Grisu grad mal zum Kastrieren gebraucht. An der Amelie verdient er ordentlich, obwohl die Waldviertler Preise sehr moderat sind. Unser Mimöschen neigt nämlich zu Infektionen, die sich bösartig schnell ausbreiten. Sie entstehen unter dem Filz ihrer langen Haare, so schnell kannst gar nicht schauen, ist schon wieder so eine Wunde da. Zum Verzweifeln. Göttin sei Dank ist mein Lieb schon fast ein Profi im Wundenversorgen, da bin nämlich ich ein Mimöschen, trau mir so ein Weh gar nicht anrühren.

Um Amelies wildes Haar zu bändigen haben wir ein ganzes Arsenal an Werkzeugen da, Kämme und Bürsten. Aber da können wir bürsten soviel wir wollen, den Unterfilz kriegen wir nicht weg, und dort entstehen doch die Infektionen. Also haben wir begonnen, Amelies Zotteln zu beschneiden. Am Bauch, an den Haxerln, am Hinterteil. Immerhin ist keine Infektion mehr aufgetreten, aber hübsch war sie wirklich nimmer. Neben Grisu in ihrer Haarpracht wirkte sie beinahe peinlich. Also ab zur Hundefrisörin (oder Friseuse?).

Zwei Stunden hat sie die Amelie bearbeitet um unsere Schnipseleien wegzukriegen. Aber was war das nun für ein Hund???? Mein Lieb meinte, den kennt er nimmer, als ich heimkam. Ganz so stimmt das natürlich nicht. Sie schaut nur zum Fürchten aus. Diese langen dünnen Haxerln ganz ohne Zottelhaaren, ein Flamingo mit vier Haxerln. Und am Kopf fehlen die Haarschopferln, die über den Augen gehängt sind, und die Bartzotteln sind auch nimmer da.

Eigentlich sieht sie einfach komisch aus, und so muss ich halt immer wieder kichern, wenn sie so daherstelzt. DafĂĽr hat sie keine neuen Infektionen. Und sie ist ja nach wie vor unser entzĂĽckender Wirbelwind. In ein paar Wochen ist sie dann auch wieder ein wunderhĂĽbsches Hundeprinzesschen, da mĂĽssen wir halt jetzt durch…

© rebella-maria-biebel 2020-09-10

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