Haarig

rebella-maria-biebel

von rebella-maria-biebel

Story

“Jetzt wird’s haarig”, so sagt man in Wien zu einer brenzligen Situation. “Brenzlig” kennt Ihr auch nicht? Verzwickt vielleicht? Im Wörterbuch finde ich dafĂĽr : “sehr kompliziert, schwer zu lösen.” Da soll man auf eine Frage antworten, das Hirn rattert auf der Suche nach einer passenden Antwort. Nur ja nichts Falsches sagen, sonst wirds haarig. Oder, wie unser Exbundeskanzler so gern sagte: “…Es ist alles sehr kompliziert…”

Naja, gar so kompliziert ist die Geschichte eigentlich nicht, die ich Euch erzähen will. Das war nur ein kleiner Wienerischer Epilog, so wie das Haar in der Suppe. Oder zum Haare raufen. Oder Haarspalterei. Lauter Synonyme bezogen auf unseren natürlichen Kopfschmuck.Also ich hab ein Faible für Haare, besonders für lange. Grad vorhin hab ich ein Foto von einem Freund gesehen, sein neues facebook Profilfoto. Es hat mir richtig wehgetan. Er hatte so hübsche lange Locken, die ich so gern verwuschelt hab, alles weg. Wie kann er nur, hab ich mir gedacht? Seine Lockenpracht war das Schönste an ihm, jetzt stehen da so 1cm lange Stoppeln herum. Mir fehlen seine Locken, mit diesem Bürstenhaarschnitt gefällt er mir überhaupt nicht mehr. Natürlich ist das mein Problem, denn er fühlt sich wohl mit dem Sommerhaarschnitt.

Früher hatte ich lange, lockige hennarote Haare. Hennarot sind sie geblieben (und jedesmal, wenn mir mein Lieb den Hennapapp aufträgt, kriegt unser Schopen-Kater einen roten Punkt am Kopf, ist also künstlich dreifarbig). Meine Haare werden zusehends weniger und kürzer, obwohl ich sie gut behandle. So schade. Es freut mich, wenn die Sonne in mein Rot scheint, aber wachsen tun sie leider nimmer.

Auch wenn mein Lieb um einiges jünger ist als ich, so lichtet sich sein Haar über der Stirn auch schon. Es ist ein bissi wie gemeinsam altwerden, und ich liebe ihn auch mit der hohen Stirn. Aber wenn er seine Haare offen trägt, dann begeistert mich sein Langhaar. Vom ersten Augen-Blick an hat er mich damit entzückt.

Meine Mama-Oma war für mich ein Haarwunder. Bis ins hohe Alter hatte sie eine wilde Mähne, schlohweiss und lockig. Und immer nach Lavendel duftend. Das hat sie ihrer Tochter nicht vererbt. Mamas Haar war spärlich und dünn. Überall blitzte ihre Kopfhaut durch. Nein, Haarpracht war das keine. Und ich scheine das von ihr geerbt zu haben, blöd gelaufen halt.

Aber wir haben ja noch ein Haarwunder im Haus, unsere Amelie. Eine katalanische Hirtenhündin. Kaum zu erkennen, was vorne und was hinten ist bei ihr. Einfach zottelige Haare. Der unangenehme Nebeneffekt bei ihr ist das Verfilzen. Und was ich mir seit Jahrzehnten nicht mehr gönne, das ist bei Amelie unvermeidlich: ein Frisör. Aber da kommt dann mein Haartick wieder zum Vorschein. Nach der Hundefrisörin sieht unsere entzückende Amelie schrecklich aus, geschoren bis auf die Haut. Zum Weinen. Am liebsten würd ich sie mit einem Haarwuchsmittel einreiben.

Ich liebe halt lange Haare, bei Mensch und Hund…, eine haarige Sache…

© rebella-maria-biebel 2023-04-15

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