von Oide
Grüß Gott hieß es früher. Die letzten Tage hörte ich Nachrichten von Waldbränden in Portugal, Spanien, Frankreich. Wie kamen die nur? Dazu ist Kofferchaos an Flughäfen, Autoschlangen auf Straßen, Gleisbruch und Schienenersatzverkehr. Wozu verreisen, wenn hier auch etwas los ist.
Als die merkwürdige in die Knochen gehende Morgenkälte nachließ, die aus der gelben Apfelsorte solche mit roten Backen machte, ging ich zu Fuß den weiten Weg zum Supermarkt. Das Opfer für eine bessere Umwelt zwecks CO2 sparen geht leicht, wenn kein Auto da ist.
Während ich an Bach und Wiesen munter vorankam, begannen die Schritte am Ährenfeld zäher zu werden. Wie konnte ich schlagartig ermüden? Die Sonne brannte auf die Waden und den Rücken, als hätte ich dort ein heißes Bügeleisen. Dann begann es auch vorn, mit gefühlten 60 Grad Celsius. Aua, da waren noch so viele Schritte bis zur Tankstelle. Dort hörte, welch ein Wunder, neben der Wiese die Hitze auf. Unbekannt war mir das Phänomen nicht. Seit Jahren schon werden chemische Mittel auf Äcker gesprüht. Es sind „Hitzeentwickler“, damit zu einem bestimmten Zeitpunkt der Termin für die Erntemaschine passt und das Getreide gleichmäßig reif wird. Ob den Kunden das Essen bekommt, spielt keine Rolle. Hauptsache ist, das Geld stimmt.
Wenn schon Südeuropa überall brennt, fahren wir halt in die Umgebung. Dort warten Kellnerinnen, die Kuchen dezent aufdrängen und Opferstöcke betteln in leer stehenden Kirchen. Weil der Erntetermin womöglich bereits fest steht, fahren die reicheren Bauern ins kühlere Gebirge. Entsetzt sehen sie die schmelzenden Gletscher und sind stolz darauf, dass sie nicht per Flugzeug angereist sind, das ihrer Meinung nach die unheimlichen Ernteausfälle ausmacht. Wie sie entstehen, könnten sie jederzeit zu Fuß feststellen, aber sie bewegen Körpermassen mit Rädern und nicht mehr barfuß.
Als Kind erinnere ich mich an die Bittgänge um Ernte. Der Pfarrer und weiß bekleidete Ministranten gingen voran. Unter dem Baldachin, der von vier Starken getragen wurde, war vielleicht auch die Monstranz. Es ging durch viele Fluren in der Gemeinde. Alle gingen mit, die einigermaßen gehen konnten. Es war eine eindrucksvolle Prozession, Litaneien betend, sinnend. Bisweilen hatte ich das Gefühl, da husche ein Elfchen oder Engelchen am Hang herunter oder war eines hinter dem Strauch? Kinder erleben so manches was die Erwachsenen nicht sehen.
Sicher aber ist, das Brot war nahrhafter und die Menschen kräftiger. Das zeigen uns ältere Fotos und dick belaubte Bäume von damals.
© Oide 2022-07-16