Habt ihr auch so einen?

Story

So einen, der zu Hause nicht genug Musikinstrumente hat und deswegen zum CONRAD gehen, muss um zu üben?

Einmal wöchentlich geht er hin, streunt zuerst in der Elektrogeräteabteilung herum, Wasch- und Kaffeemaschinen, Staubsauger, Elektrorasierer. Schaut ganz unschuldig und pirscht sich – über den Computerbereich, an Druckern, Tonern und Kabeln vorbei, schleichend wie ein Sioux oder die Corona-Rezession, an die Musikinstrumente heran.

Da hängen sie dann dutzendweise von den Wänden, die Stratocasters, oder wie sie alle heißen. Und am Boden stehen die Keyboards, die Japaner, wo man keine Hintergrundsängerinnen mehr braucht wie sie einstmals Elvis so gut zu Gesicht standen. Daneben die Ohrenzertrümmerer mit den vielen Becken und Staberln.

Da mischt er sich dann ganz unauffällig dazwischen, schlägt einmal hier eine Taste an, nimmt dort ein Staberl in die Hand – und tut recht fachmännisch. Dann holt er sich ganz langsam eine Gitarre vom Ständer, schaut umsichtig um sich, schlägt ein paar Akkorde an. Das klingt dann eh gut, weil er kann das. Die Verkäufer wachen auf, blicken um sich und dann er- ihn (erblicken ihn, das war jetzt sicher zu hoch für manche), und freuen sich über die plötzlich so natürlich klingende Musik.

Anfangs war ich dabei. Ich hab das alles beobachtet. Aber ich gehe schon lange nicht mehr mit. Es ist mittlerweile wirklich peinlich. Mir. Ihm nicht. Er kauft NIE was. Er hat alles. Die story.one-Seite würde nicht ausreichen, um alle Instrumente anzuführen, die er auf seinen knapp 30qm untergebracht hat. Ich nenne nur das größte und das kleinste.

Um Platz eins, was die Größe betrifft, rittern zwei Geräte: Eine Harfe, von seiner Mutter geerbt und eine Baßgeige. Von seinem Bruder geerbt. Das kleinste Instrument ist die kleinste Mundharmonika der Welt. Knapp gefolgt von der Nasenflöte. Am Himmel=Plafond hängen mehrere Geigen, von seinem Vater geerbt, und ein Alphorn, als Beleuchtungskörper getarnt. Das ist ihm in der Schweiz zugelaufen. Wie damals auch die Trompete am Bodensee. Von Konstanz bis nach Überlingen hat sie ihn verfolgt, bis er sich ihrer erbarmte. Soweit, so Musik.

In den letzten Jahren hat sich ein weiteres Hobby hinzugesellt. Er geht zur Metro in die Sportgeräte-Abteilung, schleicht sich vorbei an Fahrrädern, Snow-, Stand-up u.a. Boards in die Gesundheits „Lounge“ und stellt sich da gaaanz unauffällig auf eine Rüttelmaschine. Auch da rüttelt er seither einmal die Woche, er ist jetzt in Pension und da geht sich das sehr gut aus. Er hat auch die Stepper und die Laufbänder alle durchprobiert. Aber die Rüttelmaschine spricht ihn am meisten an. Er ist der unruhige Typ.

Was mich jetzt aufhorchen ließ: Er erzählte unlängst, neben ihm auf dem Stepper steppe (!) seit einigen Wochen eine hübsche Frau in Eduscho-Stepp-Funktionswäsche mit Tchibo Funktionslidschatten. Jetzt schleich ich mich da aber einmal hin. Doch nicht etwa ein Side-stepp!? Ein Tomahawkl hat noch Platz in meiner Funktionssporttasche.

© 2020-06-10

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