von Georgi Petkov
Schwimmen zwei Goldfische daher, da beschwert sich der eine dem anderen:
„Ach, ich habs langsam satt nur ein Goldfisch zu sein! Immer erfüllen wir den anderen die Wüsche, aber unsere eigenen bleiben außen vor.“
„Wir tun es ja auch nur wenn man unser Leben rettet. Weißt du, wie oft wir sonst schon draufgegangen wären?“, erwidert der andere.
„Nein und es ist mir auch egal“, fängt der erste langsam an wütend zu werden, „ich will nicht, dass mich jemand rettet. Ich will, dass man mich respektiert. Wie unsere Vetter, die Haie. Sie sind groß, stark und gefährlich. An ihnen wagt sich keiner heran!“
Da es schon dunkel ist, gehen die beiden Goldfische schlafen. Dem zweiten Goldfisch wollen aber die Worte des ersten nicht aus dem Kopf. So überlegt er sich wie er sich, wie er seinem Kollegen eine Lektion erteilen kann.
Am nächsten Morgen wacht er auf und beschließt den Wunsch seines Kumpels zu erfüllen und ihn in einen Hai zu verwandeln. „Mal sehen, wie ihm das gefällt“, dachte er sich hämisch.
Während der erste Goldfisch noch schläft, verwendet der zweite Goldfisch seine Kräfte und zack! Ist der Goldfisch nun ein Hai. Doch im ganzen Tohuwabohu kommt der Goldfisch seinem Freund zwischen die Zähne und wird gefressen ohne, dass dieser es merkt. Er wird wach und freut sich erstmal, dass er zum Hai geworden ist. Doch dann merkt er, was eigentlich Sache ist: Er sein Freund, den er gefressen hat, waren gar nicht Meeresbewohner, sondern einfach nur Goldfische in einem Glas.
Als Goldfisch schien ihm das Glas unendlich groß, aber jetzt passt nur noch sein Kopf ins Glas. Respekt und Stärke bringen ihm auch nichts mehr. Nur jemand von außen könnte ihm helfen, doch dieses Privileg gebührt nur den Goldfischen. Keiner hilft den Haien.
So lebte der Hai eingeklemmt im Goldfischglas, da das Wasser gerade so bis zu seinen Kiemen reichte und er hatte genug Zeit zu überlegen, was wohl aus seinem Freund, dem Goldfisch, geworden war.
Ende
© Georgi Petkov 2023-08-31