von Margit Berger
Vorgestern beim Hofer. Ein Mann reißt mir das letzte Kaffeeobers in dem Moment wo ich hin greifen will, heftig an meine Schulter rempelnd, aus der Hand. Verblüfft lasse ich los. Mit einem Grinsen und dem Obers entfernt er sich.
Einige Meter weiter versucht eine ältere Frau einer jungen Dame das letzte Klopapier aus dem Wagerl zu klauen. Der Versuch wird aber rasch von der anderen entdeckt und mit den Worten „Grufti, laung wirst des eh nimma brauchen“ verhindert während sie die Packung festhält.
Kurze Zeit danach weiche ich einen anderen Frau aus, die soeben ihre fettigen strähnigen Haare aus ihrem Gesicht mit dunkelschwarzen Augenringen gewischt und vermutlich einiges über den Durst getrunken hat. Ich muss ihr in Windeseile ausweichen, weil sie das Wagerl gefüllt mit Bierdosen und diversen anderen Alkoholika beinahe nicht mehr steuern kann. Als ich kurz überlege, ob ich ihr behilflich sein kann, sagt sie mit rauchiger Stimme „Schau mi net so deppat an, I was selber, dass ich schiarch bin und vasoffn!“ Da vergeht mir der Impuls zu helfen.
Ein paar Minuten später pfaucht eine junge Dame in Klamotten von Prada und mit Täschchen von Michael Kors die Kassierin an, weil diese kurz das nasse Band mit einer Küchenrolle reinigt. „Können Sie das nicht etwas später machen, ich muss dringend zurück ins Geschäft!“ Darauf die Frau an der Kassa genervt: „Tuns ihna nix aun, nächste Woche haum´s eh frei und mia missn mit Überstunden hakln.“ Sie wischt gelassen weiter.
Da wusste ich nicht ob ich weinen oder lachen soll ob so vieler Wiener Originale.
© Margit Berger 2020-03-14