Hände schütteln verboten!

Paula Casutt

von Paula Casutt

Story

Guten Tag. Ein Gruss im Vorübergehen.

Guten Tag. Ein Gruss, ein Halt, um stehenzubleiben und einander die Hand zu reichen.

Das Ritual des Händeschüttelns ist so individuell wie der Mensch selbst. Da gibt es den festen Händedruck, der dich sofort aufmerksam stimmt und ins Jetzt katapultiert. Dann gibt es diese feinen, schliefigen Berührungen, die nur kurz deine Handfläche streifen und ein seltsames Gefühl der Irritation zurücklassen. Es gibt auch den Händedruck, der noch länger in Erinnerung bleibt als die Augenfarbe des betreffenden Menschen. Dann sind da die zarten Begrüssungen mit Kindern, wo die Erwachsenen in die Knie gehen, um auf gleicher Augenhöhe wie die Kleinen zu sein, um ihnen die Hand reichen zu können.

Die erste Überlieferung des Händedruckes ist 900 Jahre vor Christus datiert. Das ist unsere Kultur. Das haben wir so erlernt, und das haben wir weitergegeben.

Und jetzt?

Das normalste Verhalten wurde verboten, in Frage gestellt, gebeten zu unterlassen.

Der Händedruck wird nun durch andere Gesten ersetzt.

Ellbogen, Faust, Fuss, Kopfnicken -um nur einige Beispiele zu nennen.

Wir sind nicht geschaffen, um voneinander auf Distanz zu gehen.

Später, irgendwann, wird dieses Intermezzo in den Geschichtsbüchern seinen Platz finden.

Und bis dahin versuchen wir, trotz Distanz uns gegenseitig näherzukommen.

© Paula Casutt 2021-09-06

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