Handelsschule 1. Jahr

Sam_Edring

von Sam_Edring

Story

Mit dem Bus in die Schule nach Frauenkirchen. Der morgendliche Marsch zum Hauptplatz war ein gutes Aufwachtraining.

Dienstags hatte ich das VergnĂŒgen mit dem Freund meiner Schwester, mittlerweile hatte sie es geschafft meine Mutter davon zu ĂŒberzeugen, das das ihr Mann fĂŒrs Leben ist, bis zum Hauptplatz zu laufen.

FĂŒr mich war es laufen fast, er hatte ja lange Beine und amĂŒsierte sich ĂŒber mein nach hĂŒpfen. Dann schritten wir so schnell, das ich fĂŒr den Weg fĂŒr welchen ich normalerweise eine gute halbe Stunde brauchte, kaum mehr als 16 Minuten benötigten. Das war ihm schon manchmal zu langsam. Dem Johannes. So hieß der Freund meiner Schwester.

Irre, jeden Tag wollte ich nicht mit ihm gehen. Er fuhr dienstags und donnerstags in die Hauptstadt nach Eisenstadt, in die Berufsschule. Kfz-Mechaniker Berufsschule.

Auch ein sehr gesuchter Beruf in dieser Zeit des Aufschwungs. Meine Handelsschulzeit begann sehr aufregend und auch fordernd.

Ja, Rechtschreibung war nicht gerade so mein Ding. (Auch heute noch nicht so recht wie ihr ja wisst ;-) )

Was zur Folge hatte, das auch die Stenografie mir nicht lag. DafĂŒr war ich in den FĂ€chern, Geografie und Buchhaltung, kaufmĂ€nnisches Rechnen weit vorne.

So ergab es sich das ein MĂ€dchen in meiner Heimatstadt Nachhilfe in Stenografie gab. Die Rechtschreibung brachte mir meine Mutter bei, soweit ich lernwillig genug war. Mal besser mal schlechter.

„Höre auf die Worte wie sie gesprochen werden, dann kannst du sie leicht aufschreiben.“ erklĂ€rte sie mir nicht nur einmal.

Unendlich lange Übungen an der Schreibmaschine. Zeitminuten Abschriften.

Englisch, zwar nicht gelernt in der Hauptschule, konnte ich da dennoch punkten, es fiel mir leicht in der neuen Sprache zu reden und zu denken und das Schreiben ging so.

Mein Klassenvorstand, der ‚geliebte‘ Deutschprofessor meinte noch vor den Weihnachtsfeiertagen, dass ich es mit Sicherheit nicht schaffen wĂŒrde.

Mein Professor in Buchhaltung jedoch stand vom ersten Tag an hinter mir. Buchhaltung fiel mir vom ersten Tag an total leicht. Mitunter auch deshalb bestimmt, weil ich mir zu jedem Buchungsvorgang vorstellte, wie die Waren durch das Unternehmen ‚liefen‘. Wie die Angestellten wohl aussahen, die ihren Lohn bekamen. Buchhaltung war nie eine trockene Angelegenheit fĂŒr mich, es war lebendig.

So kniete ich mich echt rein, holte viel auf und schaffte mit der Zeit Deutschdiktate mit weniger als 45 Fehler. Das erste habe ich noch immer welches mir der Deutschprofessor fast um die Ohren gepfeffert hĂ€tte. Fast mehr Fehler als Worte meinte er dabei und schĂŒttelte den Kopf. Das wird nichts!

Am Ende der ersten Klasse gab sogar mein Klassenvorstand einen positiven Kommentar ab.

„HĂ€tte ich nicht gedacht!“ und er gab mir ein Deutsch Diktat mit der Note 3 zurĂŒck. Mit einem LĂ€cheln. Da wurde mir klar, mit Einsatz und Willenskraft ĂŒberzeugst dann auch schon mal den grĂ¶ĂŸten Skeptiker!

So schaffte ich das erste Jahr und auch die anderen Jahre der Handelsschule.

© Sam_Edring 2020-01-20

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