von Lorenz Graf
Erschüttert schloss ich das Buch. Ich legte es vor mich hin und begann zu grübeln. Wenn nur ein kleiner Teil davon wahr ist, was in dem Buch „Hanf“ von Jack Herer beschrieben wird, ist es ein Weltskandal. Dagegen muss ich was tun.
Nach Nächten des Nachdenkens und etlichen Flaschen guten Weines, reifte ein Plan heran: Ich suche mir engagierte Freunde und gründe einen Verein mit dem Ziel, den „beschmutzten“ Ruf des Hanfes wieder „reinzuwaschen“. In zwei jungen DI, Absolventen der Universität für Bodenkultur in Wien, fand ich kompetente Mitstreiter. In einer Nacht schrieb ich die Statuten für
„HIM“ – HANF INSTITUT MÜHLVIERTEL
Nach polizeilicher Überprüfung meiner Person wurde der Verein zugelassen. Wir durften Hanf anbauen, allerdings nur bestimmte THC -freie Sorten mit Tetrahydrocannabinol-Gehalt unter 0,3 %. Mithilfe befreundeter Bauern aus der Region, die uns Boden zur Verfügung stellten, bauten wir Hanf an. Erst auf kleinen Flächen. Die Pflanzen gediehen hervorragend, wuchsen rasant in 100 Tagen bis vier Meter hoch und waren wunderschön. Im Jahr darauf bestellten wir schon kleinere Ackerflächen, und zwar auf verschiedenen Höhenlagen, um zu testen, welche Bedingungen günstig sind. Studenten der UNI Wien holten sich Proben, um verschiedene Experimente durchzuführen. Unser Bestreben war den Hanf von der Droge weg als „Bio-Rohstoff der Zukunft“ zu etablieren.
Doch wir mussten die Pflanzen noch mit Sensen und Balkenmähern schneiden, auf „Schwod“ legen und später nach Tschechien bringen zum „Schwingen“. Mit den Fasern begaben wir uns nach Stuttgart zu den Mercedes-Werken, um das Produkt anzupreisen. Die Bereitschaft, Hanf statt Kunststoff zu verwenden war groß, doch durfte der Preis nicht höher sein als beim Kunststoff. Da waren wir aber weit darüber. Ähnlich erging es uns bei den Fertighaus-Herstellern, die am Hanf als Isoliermaterial sehr interessiert waren. Hanfwolle brennt nicht und wird von tierischen Kleinlebewesen gemieden.
Wir haben Ausstellungen organisiert zusammen mit Boutiquen für Hanfkleider. Wir konnten Bauern gewinnen, die dann im großen Stil Hanf anbauten. Leider war die Ernte ein Fiasko, die Maschinen und Mähdrescher wurden beschädigt und vermarkten ließen sich nur die Samen als Vogelfutter.
Wir haben Vorträge gehalten und an Diskussionsveranstaltungen teilgenommen und das „Hanf-Symposium“ ins Leben gerufen. Doch wir mussten zur Kenntnis nehmen, dass die Hanfbearbeitung in den Kinderschuhen stecken geblieben ist. Es ist uns zwar gelungen, die wissenschaftliche Erforschung des Saatgutes voranzutreiben, was aber fehlte war die gleichlaufende Entwicklung der Ernte- und Verarbeitungsmaschinen. Bei Getreide erfolgte die Ernte zu meiner Zeit noch teilweise mit Sicheln, wurde aber bis zum Mähdrescher weiterentwickelt. Beim Hanf blieb die Entwicklung stecken.
Auch HIM blieb stecken und wurde aufgelöst. Leider.
Hanf gehört zu den ältesten, nachhaltigsten Rohstoffen!
© Lorenz Graf 2019-11-20