von Claudia Schulz
Es war das erste Mal, dass wir über die Weihnachtstage in den Urlaub geflogen sind. Zwei Wochen Thailand, nur wir drei, ohne die restliche Familie. Heiligabend haben wir also unser Weihnachtsdinner am Strand eingenommen, mit provisorischen Weihnachtsbäumen aus Palmblättern und den Füßen im Sand. Es war anders, aber nicht schlechter.
Railay Beach gehört zu Krabi und ist nur mit dem Boot zu erreichen, obwohl es Festland ist. Autos gab es hier keine. Der Strand liegt inmitten der hohen für Thailand typischen Felsen, der von unserer Unterkunft aus über einen kleinen Dschungelpfad zu erreichen war.
Am letzten Abend blieben wir an der Bamboo Bar hängen, die mitten im Dschungel lag. Der beste Platz, um einen letzten Mojito zu trinken, bevor es morgen mit dem Schiff auf die nächste Insel geht. Der Chef, ein buddhistischer Thailänder mit Rasterzöpfen, bediente uns. Hinter der Bar befand sich außerdem ein kleiner abgetrennter Bereich, in dem sich Urlauber und Einheimische ein Bamboo Tattoo stechen ließen. Im Hintergrund lief Reggae Musik und dem Geruch nach war es auch die Anlaufstelle für Joints.
Gäste kamen und gingen, nur wir blieben hängen. Wir beobachteten den Tätowierer bei seiner Arbeit, unterhielten uns mit dem Besitzer, lernten Leute aus aller Welt kennen und außerdem war der Mojito lecker und günstig.
Ich weiß nicht mehr, wer von uns damit anfing, wir könnten uns auch ein Bamboo Tattoo stechen lassen, jedenfalls saß irgendwann einer der Thailänder am Tisch und zeichnete unser Familien Tattoo: der unendliche Dreierknoten (keltisches Zeichen für Unendlichkeit) inmitten einer Lotusblume (buddhistisches Zeichen u.a. für Neubeginn und Liebe). Als Vorlage für den Knoten diente mein Kettenanhänger. Ich hab mir vor Angst bald in die Hose gemacht, mein erstes Tattoo mit 46! Aber das Ergebnis gefiel uns allen, das Tattoo war außergewöhnlich und einzigartig. Also legten wir uns einer nach dem anderen auf die Liege und ließen die Bambusnadel zigmal in unsere Haut stechen. Die Prozedur dauerte ca. eine Stunde pro Person.
Am nächsten Tag kam die Ernüchterung. Was haben wir getan? Für uns alle war es das erste Tattoo und das noch im angetrunkenen Zustand. Wie war das mit den Hygienemaßnahmen? Hatte er Handschuhe an? War es eine neue und saubere Nadel? Und keine weiteren Vorsichtsmaßnahmen für die nächsten Tage? Aber alles ging gut, nichts hat sich entzündet und bis heute hat es keiner von uns Dreien bereut, dieses Tattoo verbindet uns für immer.
© Claudia Schulz 2021-03-10