Hanni Hase Teil 1

,,Biep, Biep, Biep“, macht es, während Hanni Hase eine Ware nach der anderen über die Kasse zieht. Es ist kurz vor Ostern und wie jedes Jahr wird eingekauft, als würden die Geschäfte für ein halbes Jahr schließen. Eier, Farben, Körbe, Ostergras, Schokolade,.. Ein Produkt nach dem anderen schiebt Hanni wie mechanisch über den Scanner. Eine nicht abreißen wollende Endlosschleife aus Osterprodukten wandert durch ihre Pfoten und verschwimmt vor ihren Augen.

Hanni Hase mag Ostern nicht sonderlich. Genau sie, die dieses Fest eigentlich lieben sollte, würde lieber zweimal im Jahr Weihnachten feiern, als noch einen weiteren Schoko-Osterhasen sehen zu müssen. Zu oft wurde sie zu dieser Jahreszeit schon enttäuscht. Dieses Jahr will sie sich eigentlich gar keine Hoffnungen mehr machen, es ist ja schließlich eh jedes Jahr dasselbe. Wenn sie doch nur endlich genug gespart hätte, …

,,Schichtwechsel!“, ruft Hermann Hase und reißt Hanni abrupt aus ihren trüben Gedanken. Erleichtert seufzt sie und überlässt Hermann den Platz an der Kasse, den er mit Vergnügen einnimmt. Auf dem Weg in den Pausenraum sieht Hanni noch aus dem Augenwinkel, wie Hermann die Kund:innen anlächelt und das ein oder andere nette Wort mit ihnen wechselt, während er munter die Waren scannt. Hanni schüttelt nur den Kopf und schlurft weiter Richtung Pausenraum. Sie freut sich, wenn der Arbeitstag endlich vorbei ist.

Hermann Hase liebt Ostern. Schon zu Weihnachten redet er davon, wie sehr er sich auf das Fest im Frühling freut und wenn es ganz schlimm ist, dekoriert er sogar seinen Weihnachtsbaum mit bunten Eiern. In einem Jahr hat er tatsächlich statt Keksen ein Osterlamm gebacken, was er aber im darauffolgenden Jahr aufgrund des riesigen Protests seines Umfelds wieder gelassen hat.

Im Pausenraum kaut Hanni an ihrer trockenen Schwarzbrotscheibe und schlürft ihren billigen Instant-Kaffe. Für mehr Jause hat es heute nicht gereicht, es ist Monatsende und da ist es bei Hanni immer besonders knapp. Hanni beginnt beim letzten Bissen des trockenen Brotes zu husten und spült schnell mit einem Schluck Kaffee nach. Sie wischt die Brösel vom Tisch und schaut auf die Uhr – noch mehr als die Hälfte ihrer Pausenzeit ist übrig. Hanni holt sich aus dem Büromaterialkasten ein Blatt Papier und Buntstifte, und setzt sich konzentriert hin. ,,Na dann wollen wir mal“, murmelt Hanni. Sie sucht sich die passenden drei Stifte und beginnt sorgsam, ihre Ideen zu skizzieren.