Die Nachwelt flicht dem Mimen keine Kränze, meinte Friedrich Schiller. Da ist was Wahres dran. Den meisten Kabarettisten ergeht es aber auch nicht besser. Hans Peter Heinzl zum Beispiel. Am 2. September jährte sich sein Todestag zum 25. Mal. Und keine einzige Zeitung nahm Notiz davon. Dabei zählte Heinzl in den 80er und 90er Jahren zu den ganz GroĂźen – nicht nur, was seine körperliche Erscheinung betraf.
“Ich wusste immer, dass aus ihm etwas werden wird. Ich wusste nur nicht was”, soll ein Lehrer über ihn gesagt haben. Geworden ist aus dem abgebrochenen Musikstudenten und klinkenputzenden Vertreter ein erfolgreicher Entertainer, Kabarettist, Parodist und TV-Star. Erinnert sich noch jemand an die Astro-Show mit Elisabeth Teissier in der ARD ? Oder an “Zeit am Spieß” im ORF, das er mit einem “Gute Nacht, Österreich?” beendete? Einem Spruch, dessen sich Jahrzehnte später auch Peter Klien bediente?
Alle liebten Heinzl, nur Kabarett-Urgestein Gerhard Bronner nicht, der ihn als Alleinunterhalter abtat: “Der sagt doch nur Texte auf, die ihm andere in den Mund legen.“ H.P.’s Pointenlieferant war der Schriftsteller Peter Orthofer, der zuvor auch fĂĽr Bronner geschrieben hatte. Immer am Puls der Zeit, geschliffen, von charmant bis bissig und zynisch, aber niemals verletzend. “Unwiderruflich zum ersten Mal”, so hieĂź das Debut-Programm, bei dem Heinzl Orthofer zu seinem Partner in crime machte. Es sollten ĂĽber zwanzig weitere folgen. Ab 1984 auch in seinem eigenen Theater, dem K&K Theater an der Wienzeile.
Als ich gestern im Radio das Programm “Heinzls Watsch-List” aus dem Jahre 1987 hörte, war ich verblüfft, wieviel Parallelen zur aktuellen politischen Situation sich auftaten und wie notwendig es wäre, auch heute Kabarettisten wie Heinzl zu haben. “So gut wie neu”, so auch der Titel des Programms, war er noch im Mai 1981, als er zum ersten Mal in Salzburg spielte. Ich organisierte den Auftritt damals gemeinsam mit der Salzburger Hochschülerschaft in der Aula. Heinzl war quasi das ÖH-Wahlzuckerl. Wilfried “Ziwui, ziwui” Scheutz hatte mir den Kontakt ermöglicht.
1992 kam fĂĽr Heinzl die erschĂĽtternde Diagnose BauchspeicheldrĂĽsenkrebs. Aufzugeben war fĂĽr ihn aber keine Option. Ein Jahr später stand er wieder auf der BĂĽhne und sang: “Ich hab‘ noch nicht genug gesagt, ich hab‘ noch nicht genug.” Mit dem Film “Rosen aus Jericho”, einer Liebesgeschichte zweier krebskranker Menschen, machte er anderen zu einer Zeit Hoffnung, wo er sie selbst am nötigsten hatte.
“Kabarettist bin ich geworden, weil ich geglaubt habe, dass ich alles sagen kann, was ich mir denke, und jetzt darf ich mir den größten Teil doch nur denken”, resĂĽmierte er in seinem letzten Programm “Freundschaft – Aus dem Leben eines Schwererziehbaren”, dessen Premiere fĂĽr den 27. September 1996 angesetzt war. Hans Peter Heinzl erlag 25 Tage zuvor im Alter von 54 Jahren seiner schweren Krankheit. Er fand in Wien auf dem Zentralfriedhof seine letzte Ruhe.
© 2021-11-15