von Margit Schinerl
Liebe Christine!
Seit ein paar Tagen bist du so alt wie ich! Was für eine Aussage, es stellt sich nun die Frage nach meinem Alter. Fakt ist jedenfalls, wir sind im selben Jahr desselben Frühlingsmonats April zur Welt gekommen. Möglicherweise waren unsere beiden Mütter sogar zur selben Zeit im Krankenhaus auf der Entbindungsstation, vielleicht aber auch nicht, denn immerhin liegen 10 Tage zwischen unseren beiden Geburten. Im Jahre 1965, soviel sei hier verraten….
Dass wir etwa 15 Jahre später in der ersten Klasse der Handelsakademie sitzen sollten, ist nun nichts Ungewöhnliches in einer Kleinstadt, wir waren 36 Schülerinnen und Schüler, eine wilde Mischung aus einer Handvoll Burschen, die eine absolute Minderheit darstellten, und fast 30 Mädchen von den umliegenden Gemeinden aller Himmelsrichtungen. Du warst immer eine von den Besten, ich sehe dich mit langen Haaren und einer Brille vor mir. Bald stellt sich heraus, dass ich für diesen Schultyp absolut ungeeignet und auf fremde Hilfe angewiesen bin. Du hast mir Nachhilfe gegeben, in wie vielen Gegenständen, das müssen wir demnächst absprechen. Ich erinnere mich gut an die gemeinsame Rom-Reise eurer Pfarre, an der ich teilnehmen durfte, weil ich eine Quali-Prüfung im Semester in Mathematik mit Sehr gut bestanden hatte. Der Vollständigkeit halber muss ich anfügen, dass ich alle drei Schularbeiten dieses Jahres negativ abgeschlossen hatte.
Leider haben wir aufgrund meines Nichtschaffens einer Nachprüfung in der vierten Klasse nicht gemeinsam maturieren können. Im Laufe der nächsten Jahre sind unsere Begegnungen und gemeinsamen Unternehmungen geblieben, ich durfte sogar deine Trauzeugin sein. Du hast mich während meines einjährigen London-Aufenthaltes besucht und wir hatten viel miteinander unternommen, etliche Fotos können dies bezeugen.
Später hat sich unser Kontakt etwas gelockert, wir sind beruflich und privat ein bisschen auseinander gedriftet. Du bist eine Läuferin geworden, mit vielen Medaillen und Auszeichnungen bei Marathons und sogar den Ironman hast du gemacht. Mein Hauptinteresse war in Wien, beruflich wie privat.
Mittlerweile wohnen wir seit vielen Jahren in geringer Entfernung und haben es trotz sehr unterschiedlicher Lebensweisen geschafft, in regelmäßigem Austausch zu sein. „Bei dir oder bei mir?“ wenn wir uns sonntäglich auf einen Plausch treffen.
Liebe Christine, da du von Anfang an eine treue Leserin meiner Geschichten warst, möchte ich dir heute, an deinem Geburtstag, auf dieser Plattform diese Geschichte widmen. Zu deinem Geburtstag wünsche ich dir alles erdenklich Gute, gleichzeitig möchte mich für deine Jahrzehnte lange Freundschaft bedanken.
© Margit Schinerl 2025-04-22