Harte Kost!

TheresaPe

von TheresaPe

Story
1943 – 1945

Die Erzählungen meines Vaters vom Krieg waren immer harte Kost!

Er war 17 Jahre alt als er einrücken musste. Er wollte nicht u. versteckte sich in den Bergen. Das tat er so lange bis man ihm ausrichten ließ, daß, wenn er nicht zur Stellung kommt, sein Vater mitgenommen würde. – Also ging er.

Es folgte eine Ausbildung (Vater mußte Minen legen; er hat jedoch keine einzige scharf gemacht, was beim Rückzug am Ende des Krieges von Vorteil war, weil die eigenen Leute über die eigenen Minenfelder flüchteten). Anschließend ging es mit dem Zug den Stiefel von Italien ganz hinunter. Herauf mussten sie marschieren. In Rumänien dann wurden die Straßenschilder verdreht u. so marschierten sie geradewegs in die Arme der Russen. Was eine 21/2jährige Gefangenschaft in Sibirien mit sich brachte. Davor sollten sie am Roten Platz in Moskau noch mit weißen Handschuhen marschieren, damit ein Film gemacht werden konnte, der zeigt, wie gut es den Gefangenen in Rußland ginge. Marschiert sind sie, sagte Vater, aber sie weigerten sich die weißen Handschuhe zu tragen. Danach wurden die Gefangenen in Viehwaggons verfrachtet u. „so weit wie die Transsibirische Eisenbahn damals ging“, sagte Vater immer, in Gefangenenlager im Ural gebracht. Gefangenen, die an einer Station mit Blechdosen Regenwasser vom Waggondach auffangen wollten, wurden von Frauen die Hände blutig geschlagen.

Im Ural angekommen, mußten sie in Schwefelbergwerken arbeiten. Mein Vater war auch lange beim Trupp, der die verstorbenen Gefangenen begraben musste. Das taten sie aber nicht einmal, sondern 3 bis 4mal, weil es im Ural eisig kalt war u. die Toten nur unter dem Schnee verscharrt werden konnten; beim 3. u. 4. Versuch die Toten zu begraben, berichtete mein Vater, war von den Toten nicht mehr viel da, weil auch die Wölfe diese ausgruben u. anfraßen.

―50 Grad kalt war es dort u. viele hatten Erfrierungen; sie waren froh, wenn sie in den Schwefelbergwerken arbeiten konnten, denn dort unter der Erde war es wärmer. Einmal kam eine Ladung mit Ziegenköpfen. Die Freude war groß! Diese konnten sie auskochen u. essen. Vaters Blutvergiftung wurde von einer russischen Ärztin so behandelt, daß sie die betroffen Hautfalte anhob u. mit der Schere abschnitt, ohne irgendeine Betäubung natürlich. Aber, Vater hat überlebt!

Vater war beim letzten Zug aus dem Ural in die Heimat fast nicht dabei, weil der Russe seinen Nachnamen nicht aussprechen konnte. Nur mit Mühe gelang meinem Vater die Übersetzung u. schließlich ging es heimwärts.

© TheresaPe 2019-04-11

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