HĂ€tti Wari und der richtige Augenblick.

Franz Brunner

von Franz Brunner

Story

Kennen Sie den HĂ€tti Wari? Nein, das ist kein finnischer LanglĂ€ufer und auch kein norwegischer Schispringer. Ganz daneben, der Typ ist ein waschechter Österreicher. Jemand, der zaudert, der fehlende oder falsche AktivitĂ€ten bereut. HĂ€tte ich, dann wĂ€re ich


Geben Sie’s zu, Sie haben diesen Spruch auch schon verwendet. NatĂŒrlich wird’s den Typ Mensch andernorts ebenso geben, doch in der Alpenrepublik fĂŒhlt er sich besonders wohl, da ist er zu Hause. Und bereits die Kleinen haben diese Philosophie intus, die liegt dem österreichischen Kind in den Genen.

Aber wenn ich groß bin, dann 


Jetzt bin ich groß, also zumindest dem österreichischen Durchschnitt entsprechend. Und, was habe ich gemacht? Was ist nun anders als mit einer geringeren KörpergrĂ¶ĂŸe? Wenn Sie in den nĂ€chsten Tagen einen nachdenklichen, 178 cm großen Typen mit einem BMI von 26,2 sehen, dann haben Sie mich gefunden. Die Frage, ĂŒber die ich grĂŒble: Und was mach ich jetzt mit meiner KörpergrĂ¶ĂŸe?

Aber wenn ich erstmal in Pension bin, dann 


Ja, das bin ich jetzt tatsĂ€chlich, und es ist gut so, wie es ist. Doch ein wenig macht der neue Status auch nachdenklich. Abgesehen davon, dass diesen noch niemand ĂŒberlebt hat, wie ernst wird man(n) jetzt noch genommen? Ist man in dieser Gruppe nur mehr eine Last fĂŒr das System? Obwohl Pensionisten nie Zeit haben, ihr Tagesplan kaum LĂŒcken hat, quĂ€lt die Frage: Und was mach ich jetzt mit meinem neuen Status?

Aber wenn ich wieder gesund bin, dann 


NatĂŒrlich gab’s ĂŒber die Jahre hinweg so manchen körperlichen oder mentalen Einbruch, einige davon waren schwer und wirken bis heute nach. Trotzdem wĂ€r’s denkbar, altersadĂ€quat ordentlich auf den Putz zu hauen und das Leben zu genießen. Ich suche nach der Antwort: Und worauf warte ich jetzt mit meiner tollen Gesundheit?

Aber bei der nÀchsten Wahl, da werden wir 


Ja doch, Demokratie ist was Schönes, was Edles und Beruhigendes. Man hat zumindest das GefĂŒhl, etwas mitentscheiden zu können. Und wenn’s nicht passt, dann kann man immerhin bei der nĂ€chsten Wahl was Ă€ndern. Zumindest theoretisch. Praktisch bin ich hĂ€ufig unentschlossen, welches von den angebotenen Übel das geringere ist. Und was mach ich dann wirklich, wenn ich in der Wahlkabine stehe?

Aber wenn ich wieder heimkomme, dann 


Ich war nie richtig lang weg. Wenige Tage oder vielleicht Mal eine Woche, ganz selten zwei oder gar drei Wochen. Trotzdem gab’s immer was, worauf ich mich freuen konnte, und wenn’s nur das eigene Bett war. Und was mache ich jetzt, wo ich so richtig oft und lang daheim bin?

Wenn man will, gibt’s immer einen Grund, auf irgendetwas oder irgendwen zu warten. Der richtige Zeitpunkt ist allerdings jetzt und der richtige Ort ist hier, um das zu tun, was fehlt. Die Zukunft wird immer kĂŒrzer, fĂŒr alle und jeden. Ich finde das zwar verzichtbar, allerdings durchaus fair.

Bevor ich’s vergesse, ein Nachtrag zu meiner Gesundheit: Ich bin jetzt endlich von der Prokrastination geheilt. Danke im Voraus fĂŒr die GenesungswĂŒnsche.

© Franz Brunner 2021-02-08

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