Hausfreund(e)

Gabi sieht in ihre Keksdose. Gähnende Leere.

Die Marzipan Kipferl haben es nicht bis zu Weihnachten geschafft, sie wurden vorher vernascht. Also heißt das heute, ran an das Backrohr. Gabi liebt Hausfreunde mit Datteln, Nüssen, Aranzini und Zitronat. Geht schnell und riecht herrlich.

Alles rein in die Küchenmaschine und dann der relativ flüssige Teig aufs Backblech geleert, etwas verstrichen und los geht es. Zwanzig Minuten soll das Spektakel dauern.

Nach zehn Minuten zieht schon der wunderbare Duft durch Küche und Wohnzimmer. Plötzlich ein lautes Gepolter und die Tür des Backofens springt auf und heraussteigt ein Mann. Braun gebrannt, strahlende Augen und selbstverständlich ohne jegliche Kleidung. Alles dran an ihm, wirklich alles und er hat dunkelbraunes, fast schwarzes Haar, mit ein paar weißen Strähnen durchzogen. Er ist sich seiner Nacktheit voll bewusst, doch es stört ihn nicht, weiß er doch, was er zu bieten hat.

Gabi schaut vollkommen verdattert drein und versteht gar nichts mehr. Träumt sie oder was ist hier los? Irgendwer hat wohl Hausfreund zu wörtlich genommen, weil Hausfreunde sind keine da, der Teig ist verschwunden, dafür ist ER da. Er bewegt sich auf Gabi zu und mustert sie von oben bis unten:“Hast du was zum Trinken? Ich bin völlig ausgetrocknet. Kaltes Wasser bitte, ich brauche etwas zum Abkühlen.“

Gabi schenkt ihm ein großes Glas mit Wasser ein und er trinkt es in einem Zug aus: „Das war köstlich. Und was machen wir jetzt, wir zwei Hübschen? Ich hätte schon eine Idee.“

Gesagt, getan. Er zieht Gabi in ihr Schlafzimmer und auf ihr Bett. „Hausfreunde sind doch da zum Liebemachen, oder?“

„Und du bist dir sicher, dass du nicht zerbröselst bei körperlichen Aktivitäten?“

„Komm, probiere mich aus!“

Na dann rein ins Vergnügen. Oh, wie herrlich er riecht! Nach Zimt und ein wenig orientalisch. Genauso schmecken auch seine Küsse und sein Körper fühlt sich sooo gut an und er ist vollkommen funktionsfähig und er ist ein Künstler in seinem Metier.

„Wie lange kannst du bleiben?, fragt ihn Gabi ein paar Stunden später.

“ Bis zum 30. Dezember.“

Das werden die besten Weihnachten aller Zeiten, denkt sich Gabi. Danke an das Christkind.