Hausfreunde

Story

Die gute alte Institution des Hausfreundes dĂŒrfte schon ziemlich ausgestorben sein, vermutlich weil man heutzutage ja nur reine Liebesehen schließt, und weil in jenen Kulturkreisen, wo man auf Liebe als Voraussetzung fĂŒr die Ehe nicht so viel Wert legt, die EhemĂ€nner nicht so nachlĂ€ssig in der Überwachung der ehefraulichen Tugenden sind. Vielleicht hat man aber den Hausfreund auch ein wenig zu sehr ins SchlĂŒpfrige ĂŒberinterpretiert und er war wirklich oft nur ein “harmloser” Freund des Hauses und des Ehemannes, vielleicht auch noch ein wenig der hĂ€uslichen Annehmlichkeiten, denn dem Vernehmen nach soll es sich bei Hausfreunden meist um Junggesellen gehandelt haben.

Unausrottbar ist auch jener alte Witz, wo der Witwer am Grab der viel zu frĂŒh Dahingeschiedenen den hemmungslos schluchzenden Hausfreund tröstet: “Sei nicht traurig, ich heiratÂŽ eh bald wieder!”

In österreichischen Landen nun, wo bekanntlich das Leben nicht so ernst ist wie anderswo, gibt es noch eine besondere Spielart des Hausfreundes, noch dazu einen, den sogar die allermeisten EhemĂ€nner schĂ€tzen, sogar jene, die keinerlei Nebenbuhler im Herzen ihrer Ehegattin dulden, nĂ€mlich einen Hausfreund in der Art, wie er sich gerade in meinem Backofen befindet. Gott nein, jetzt glaubt man wohl, es handle sich bei mir um die Hexe aus “HĂ€nsel und Gretel”, die gemĂ€stete Herren in ihrem Ofen brĂ€t! Nein, vielmehr ist der Hausfreund bzw. sind die Hausfreunde, denn normalerweise nennt man sie im Plural, ein GebĂ€ck, das in keiner klassischen Sammlung österreichischer WeihnachtsbĂ€ckerei fehlen darf.

Hausfreunde sind sehr einfach zuzubereiten und auch fĂŒr absolute AnfĂ€ngerInnen geeignet, denn sofern man sie nicht im Backrohr vergisst, wie es mir jetzt leicht passieren könnte, wĂ€hrend ich hier schreibe und dabei einen Teil meines Kopfes in der KĂŒche habe, um nicht das leise LĂ€uten des Backofens zu ĂŒberhören, kann man sie eigentlich gar nicht verpatzen, denn sie sind das, was der Wiener in seinem unvergleichlichen Charme gerne “deppensicher” nennt.

Man braucht nur eine SchĂŒssel, ein RĂŒhrgerĂ€t, wobei es eigentlich ein Schneebesen und ein Kochlöffel auch tun, und ein Backblech mit Backpapier, zusĂ€tzlich zu den folgenden Zutaten natĂŒrlich:

Man nehme 3 Eier, die man mit 12 dkg Zucker schaumig schlĂ€gt, wonach man 12 dkg Mehl und etwas Backpulver unterrĂŒhrt. Dann gibt man 12 dkg gehackte Mandeln oder NĂŒsse dazu, weiters 12 dkg SchokostĂŒckchen, 12 dkg Rosinen, und 25 dkg Zitronat und Aranzini, was man auch durch gehackte TrockenfrĂŒchte ersetzen kann. Das alles verrĂŒhrt man, streicht die ziemlich dicke Masse mit etwas MĂŒhe auf einem kleinen Backblech etwa 2 cm dick glatt auf und bĂ€ckt es, bis es goldbraun ist. Klassischerweise schneidet man es in erkaltetem Zustand in kleine StĂŒckchen im Format von etwa 1 x 5 cm, aber das kann man halten, wie man will.

Und wenn ich jetzt das LĂ€uten des Backrohrs ĂŒberhört habe und meine Hausfreunde verbrannt sind, ist nur Story.one schuld.

© 2022-12-16