von MadonnaKlara
Bin gefühlte Stunden auf dem Sofa gelegen, Serien geschaut und mich bemitleidet. Wollte nur einen Kaffee trinken und mein Blick fiel auf meinen Universumskalender, den ich schon Tage nicht mehr angeschaut habe.
Da stand: Ich bin bereit erwachsen zu werden und die Verantwortung für meine Gefühlen zu übernehmen.
Plötzlich fühlte ich eine unglaublige Wut, auf Dich, auf das Universum, auf die ganze Welt. meine Stategie mit solchen Ausbrüchen umzugehen, war schon immer putzen. Putzen beruhigt mich, ich arbeite mit meinen Händen und ich sehe ein gutes Ergebnis.
Ich bin zum Bücherregal und habe unsere vielen Bücher, die wir im Laufe der Jahre gekauft, gesammelt und zum Teil gemeinsam gerne gelesen haben aus den Regalen geworfen. Ich brauche eine neue Ordnung und Sortierung.
Als ich alle Werke von John Irving in den Händen hielt, habe ich mich an all seine tragischen und liebenswerten Figuren erinnert, an die Tragödien, die Freundschaften, an Gott und wie er oder seine Figur die Welt sah oder sieht.
Bei John Irving waren wir uns einig.
Bin ich jetzt auch eine tragische Figur? Nein denke ich, ich bin ein Mensch der wie viele andere Menschen mit einer Tragödie fertig werden muß. Wahrscheinlich auch daran wachsen. Vielleicht hab ich doch ein klein wenig Ähnlichkeit mit seinen Figuren. Statt zu ringen hab ich mir ein Rudergerät gekauft und übe fleißig damit.
Ich bin umgeben von seltsamen Menschen, angefangen von deinen Eltern, die Dich verklären, dass ich Dich in ihren Erinnerungen kaum wieder erkenne. Du warst der beste Sohn, der beste Musiker und Maler, der perfekte Ehemann und Vater. Naja, ich lass sie in ihren Erinnerungen, sie trauern sehr um dich.
Tante Gunda sagt zu mir, ich soll mich in Obacht nehmen vor den Nachbarsfrauen, die sind gefährlich, wenn eine Witwe wird.
Onkel Heiner sagt, ich soll zu meiner Mutter ziehn, da ich als Frau ja nicht alleine leben kann, meine Mutter sagt, ich soll unser Haus verkaufen usw.
Ratschläge, die ich mir anhöre und dann vergesse.
Ich will trauern, mich neu erfinden, das was wir hatten in Ehren halten.
Deine Bücher, die ich nicht lesen konnte und mochte habe ich in Kisten gepackt, ich werde sie dem Sozialkaufhaus spenden. 12 Kisten. All das was wir gemeinsam gelesen haben und meine Bücher sortiere ich neu ein.
Die John Irvings bekommen einen Ehrenplatz. Weit nach Mitternacht bin ich fertig. Alle Bücher sind neu abgestaubt, neu geordnet, stehn an neuen Plätzen und in den Ragalen ist wieder Platz.
Ich stell mir vor, was Du sagen würdest. Du wärst stocksauer, den ein Buch weg tun, war für Dich unvorstellbar. Die Regale hat Du vollgestellt, bis kein cm Platz mehr war. Manchmal habe ich heimlich welche weg, sorry, Du hast es nicht bemerkt.
Jetzt habe ich es so gemacht, wie es mir gefällt.
Ich trinke ein Glas Wein, bewundere mein Werk und hab das Gefühl, du flüsterst mir zu, es ist okay.
© MadonnaKlara 2020-08-09