Hautkontakt

Gabriele Leeb

von Gabriele Leeb

Story
Waldviertel 2024

Meine nackte Haut wird bedeckt von deinen Küssen. Von Kopf bis Fuß.

Jeder Kuss ein Ausatmen. Jede Berührung ein Einatmen und jedes liebevolle Wort ein Aufatmen. Zart streicheln deine Hände über meinen Körper, verweilen hie und da und ich spüre diese Wärme, die in mich eindringt.

Du liebst es, mich zu berühren. Stundenlang, voller Hingabe. Meine Haut fühlt sich wohl unter deinen Liebkosungen. Sie lebt auf, sie wird durchblutet. Und wenn du mit deinen Lippen an meinen knabberst, dann brauche ich keinen Lippenstift mehr. Doch es gab schon Zeiten, da hast du gesaugt, besonders an meiner Unterlippe und ich konnte nicht genug davon bekommen und später leuchtete sie sogar bläulich.

Es gab noch so viele Zärtlichkeiten, die wir ausgetauscht haben und wir haben uns so gutgetan und meine Haut erinnert sich und vermisst dich jeden Tag. Es ist schon so lange her und trotzdem ist ihre Sehnsucht allgegenwärtig.

Ich weiß, auch dein Körper spürt noch meinen Mund und sehnt sich danach. Allerdings folgt dein Kopf, dein Verstand dieser Sehnsucht nicht. Du findest unzählige fadenscheinige Begründungen und Ausreden und verweigerst deinem Körper diese Wohlfühlmomente, die Genussstunden, zumindest von mir. Vielleicht gibt es ja schon jemand anderen, der dir jetzt näher ist. Sowohl körperlich als auch entfernungsmässig. Hauptsache es geht dir gut und du bist glücklich.

Körperkontakt geschah bei dir nie aus Versehen, immer mit Absicht. Bei mir ebenso. Ich liebte es deine Linien in der Handinnenfläche mit dem Finger nachzuziehen und du hast gerne deine Hand mit meiner verschränkt und ich genoss es, wenn du mich von hinten umarmt hast. Wir fanden immer Gründe, um uns anzufassen, zu berühren.

Der perfekte Tag begann mit Frühstück im Bett, danach Küsse, Berührungen und Sex. Mittagessen kochen und genießen, Mittagsschlaf, so ein, zwei Stunden. Umarmungen und Streicheleinheiten und Sex. Jause und Nachtmahl und dann wieder ins Bett und alles wieder von vorne.

Meine Haut hat sich so gewöhnt an dich und deine an mich. Nun sind da nur mehr die Erinnerungen und auch die wärmen, aber eben nur manches Mal.


Foto: Anne Blake/Pinterest


© Gabriele Leeb 2024-04-15

Genres
Romane & Erzählungen
Stimmung
Emotional, Inspirierend, Reflektierend