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WANABE

von WANABE

Story

Begeisterung bei meiner Mama “Das musst dir anhören. Das Lied von Hubert von Goisern”. Überrascht hörte ich Worte wie klingt nach Volksmusik, aber anders. Meine Mama hauptsächlich für Klassik zu begeistern und dann das. Meine Neugierde war geweckt. Das Video beruhigend, wie die Musik, zarte Klänge mit Jodler. Der Text noch schwer nachzuvollziehen. Eh werden die Jungen alt und die Alten sterben.

Immer wieder kreuzte Hubert mein Leben. Seine Reisen, seine Lebensphilosophie haben mich fasziniert und die Vielfältigkeit seiner Musik. Verliebt hörte ich “Weit, weit weg“ und wünschte mir den Liebsten her. Mit ihm gemeinsam durfte ich im Museumsquartier Huberts Konzert nach seiner zweijährigen Schaffenspause besuchen. Und ich verließ es schwärmend – ein Vollblutmusiker, authentisch und kann aus meiner Sicht jede Musik spielen.

Die Jahre sind vergangen. Meine Kinder erwachsen geworden. Meine Mutter hat ihre große Liebe verloren. Er ist an Krebs gestorben und sie ist als schlampiges Verhältnis zurückgeblieben. Zum Glück hatte sie noch die Chance sich am Sterbebett von ihm zu verabschieden – sonst wäre alles noch schlimmer geworden. Meine Mutter hat ihren Frust an mir ausgelassen. Ich konnte nichts recht machen, obwohl ich mich ehrlich bemühte. Alles war zu wenig, zu kurz und enttäuschend. Auch wenn ich ein Wunschkind war, war ich doch von uns dreien immer die makelbehaftetste.

Sie konnte sich nicht darüber freuen, dass ich einen liebevollen Partner habe, dass ich im Beruf erfolgreich bin, dass ich ein Haus mit Garten habe, das mich glücklich machte.

Wenn ich sie besuchte, gab es immer etwas zu tun, wofür ihre Söhne, die wie sie meinte, s wirklich nicht leicht haben, weil sie ja arbeiten müssen….. keine Zeit hatten. Manchmal blieb mir der Mund offen, wenn sie das wie selbstverständlich aussprach. Ich hatte einen Vollzeitjob, fuhr jeden Tag 70 km zum und 70 km von meinem Job, hatte eine minderjährige Tochter daheim, einen Hund, ein Haus mit Garten zu versorgen. Aber das war etwas anderes – denn ich bin halt nur eine Frau.

Obwohl es mich nervte, nahm ich es ihr nicht übel – man soll Dinge akzeptieren, die man nicht ändern kann.

Vor ein paar Jahren hat sie mir dann erklärt, dass sie keinen Kontakt mehr haben möchte mit mir, weil ich kalt und primitiv wäre. Ein paar Jahre danach kam die Demenz und sie rief wieder an und wusste von nichts mehr. Am Geburtstag meines Bruders ist sie verstorben und mit Rosengeleit in der Donau aus unserem Leben geschwommen.

Im August stand ich mit vielen Fans vor der beleuchteten Burg Clam und Hubert sang es wieder und jetzt hatte es eine ganz andere Bedeutung bekommen. “Hearst das ned, wia die Zeit vergeht. Die Jungen san alt wordn und die Altn san gstorbn…..” Wie wahr doch – ich bin alt geworden und Mama ist gestorben. Manchmal braucht es etwas länger bis ein Text so richtig ins Blut geht.

© WANABE 2022-08-29

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