von Madleen Krause
Lila
Heute ist mein erster Tag an der Uni, ich bin sehr nervös, ich meine, ich habe es geschafft, einen Platz in Harvard zu bekommen, um Medizin zu studieren, und das schaffen jährlich nur 160 Menschen, also ist das eine einzigartige Chance für mich. Vor allem, weil ich aus Deutschland komme und mein Englisch jetzt nicht 100 Prozent dem von einer Amerikanerin entspricht. Meine Gedanken rasen in meinem Kopf, während ich in den Fluren von Harvard herumlaufe: Was ist, wenn mein Englisch doch zu schlecht ist? Was ist, wenn ich keine Freunde finde? Was ist, wenn das Studium zu schwer ist? Was ist, wenn ich es mal nicht schaffe-. Ich werde aus meinen Gedanken gerissen, als ich von jemandem angerempelt, nein fast schon um gerempelt werde. Bei dem Zusammenstoß fallen mir meine Bücher aus der Hand. Ich bücke mich, um sie aufzuheben, als ich zwei von meinen Büchern schon wieder in der Hand habe, merke ich, dass derjenige, der mich angerempelt hat, noch immer da steht und mich beobachtet. Ich schaue auf und sehe einen jungen Mann mit braunen kurzen Haaren und braunen Augen, der viel größer als ich und in meinem Alter, vielleicht drei Jahre älter als ich sein muss, der mich immer noch anschaut. Normalerweise würde ich ihn jetzt ankeifen, warum er mich noch so anglotzt, anstatt mir zu helfen, nachdem er mich angerempelt hat, aber ich bin zu nervös und eingeschüchtert, da es ja immer noch mein erster Tag hier ist und ich nicht gerne mit fremden Leuten spreche. Daher gebe ich ihm einfach nur einen neutralen Blick mit meinen grünen Augen und widme mich dann wieder meinen heruntergefallenen Büchern. Als ich alle dann wieder aufgehoben habe, stehe ich auf und schaue den Mann wieder an. Er schaut mich mit einem neutralen Blick an. Er sieht nicht danach aus, als würde es ihm leidtun, dass er mich angerempelt hat. Ich schaue auf den Zettel in meiner Hand, auf dem meine Zimmernummer steht, und überlege, wo das sein kann. Als ich mich umschaue, um vielleicht herauszufinden, wo mein Zimmer sein kann, merke ich, wie mich der Mann immer noch anschaut. Vielleicht merkt er ja, dass ich nicht weiß, wo ich hin muss. Ich überlege, ob ich den Mann nicht einfach frage, wo mein Zimmer ist, aber ich traue mich nicht. Ich atme einmal tief ein und aus, schaue den Mann wieder an, traue mich schlussendlich doch und frage: ,,Hey… Weißt du zufällig, wo das Zimmer 228 ist?“ Der Mann schaut mich nur an und seufzt dann, danach sagt er: ,,Ja ich weiß, wo das Zimmer ist, wieso willst du das wissen?“ Echt jetzt? Dachte ich, ich meine, ist er wirklich so doof oder tut er nur so? Na ja, egal, ich werde ihm trotzdem höflich antworten. „Ich muss dahin, das ist ab heute mein Zimmer“ Er seufzt wieder und antwortet: ,,Und jetzt?“ Will der mich jetzt verarschen oder was? Ich schaue ihn ungläubig an und sage: „Könntest du mich vielleicht dahin bringen oder mir sagen wo ich hin muss?“ Der Mann verdreht seine augen und sagt dann: ,,Wenn es sein muss” Wut kommt in mir hoch. Nur ein wenig. Aber trotzdem da. Also antworte ich trotzig: „Ja das muss sein. Also? Wo gehts lang?“ „Folg mir einfach“ Sagt er leicht genervt obwohl ich eigentlich die sein sollte die genervt ist, da er mich ja angerempelt hat. Er fängt an los zu gehen also folge ich ihm.
© Madleen Krause 2025-05-18