Wie eine ganz persönliche, allerdings äusserst höhnische Begrüssung empfinde ich den Spruch auf der Werbetafel im Wartezimmer der Ärztin:
„Achten Sie darauf, genĂĽgend zu schlafen! Unzureichender Schlaf kann zu einer starken Beeinträchtigung der Lebensqualität fĂĽhren!“
Ha. Ha. Wem sagen’s das? Alle um mich herum wirken so putzmunter, beinah ekelig. Komm, wir reissen der Welt einen Haxen aus! Nein, ekelig find ichs wirklich erst im Endstadium, da hau ich um mich, gemein und ungerecht. Die anderen können ja nichts dafĂĽr, dass sie gut schlafen können. Ich kann allerdings auch nichts dafĂĽr, dass ich nicht so gut schlafen kann. Nach einigen solchen hin- und hergedrehten Unruhnächten geh ich wie auf rohen Eiern. Kann mich nimmer konzentrieren und bin einfach unleidlich.
Mein Lieb meints lieb, wenn er sagt: „Denk nicht ans Schlafen, tu’s einfach!“ Er kann sich das gar nicht vorstellen, richtige Schlaflosigkeit. Da steckt natĂĽrlich auch der Naturbursch drin, in jeder SchihĂĽtte unter einem Haufen Jugendlicher in irgendeinem Winkel auf der Stelle einschlafen können. Wow! Ich war halt nie ein Naturdirndl, immer ein kleines bissi Mimoserl. Mir ist bald mal die Luft zu stickig, zu heiss, zu kalt, zu eng, zu laut, zu hell… Was bin ich nur fĂĽr ein Zezerl. Und wenn ich dann so schlafgrantig herumrenn, dann bin ich ja vor allem auf mich selbst grantig.
„Tu doch einfach schlafen!“
Das hab ich offenbar nie gelernt. Und jetzt gehts von lebenslangen Schlafstörungen direkt in die senile Bettflucht? Dabei freu ich mich wirklich immer so aufs Bett. Endlich, fein! Und kaum, dass ich mich ausstreck, verschwindet die bleierne Müdigkeit, die mich davor kaum noch aus den Augen sehen liess. Grausam, als ob mir mein Schlafzentrum die lange Nase zeigen würde.
Ein-. zweimal in der Woche gönn ich mir ein Schlafmittel, weil Baldrian oder Melatonin nix bringt. Was fĂĽr ein WonnegefĂĽhl ist das Aufwachen nach so einer durchschlafenen Nacht! Obwohl ich in diesen Nächten offenbar allerhand auffĂĽhre. Erzählt mir morgens dann mein Lieb. Ich erzähle ganze Romane, ich lache, schreie, weine…, aber selten weiss ich dann noch, wovon ich da grad geträumt hab.
Ich wäre also fĂĽr mich selbst auch eine unmögliche Mitschläferin. Mein Lieb kriegt mich doppelt ab. Nachts entweder mit meiner schlaflosen Unruhe , – von der er angeblich nichts mitbekommt! -, oder mit meinen Schauergeschichten. Und nach schlafarmen Nächten kriegt er noch meinen Grant ab. Der Arme. Aber wenn ich dann mal ausgeschlafen bin…, ich glaub, dann bin ich wirklich zum Liebhaben!
© rebella-maria-biebel 2020-01-16