von Stella Delune
21:06 Uhr, endlich Feierabend. Nach einer anstrengenden Schicht, bin ich froh endlich etwas Stille um mich herum zu haben.
Die Türe öffnet sich automatisch vor mir. Der kühle Wind bläst mir in mein Gesicht. Während ich die Augen schließe, hole ich tief Luft. Ein Lächeln huscht mir über die Lippen, denn der Atemzug, den ich mache, ist der erste an der frischen Luft seit Stunden. Ich spüre, wie mir die kühle Luft durch die Lungen bis hin zu meinen Lungenflügeln strömt. Eine Wohltat. Doch dann öffne ich meine Augen wieder, und nehme wahr, was noch vor mir liegt. Meine Miene verfinstert sich wieder und ich ziehe meinen Reißverschluss, meiner dunklen Winterjacke nach oben. Meine schwere Handtasche, die ich über der Schulter trage, drücke ich fest an mich. Nach einem weiteren tiefen Atemzug gehe ich los. Los in die Dunkelheit, die vor mir liegt. Kaum bin ich die ersten Schritte von der Türe entfernt, geht das Licht, das mir meinen bevorstehenden Weg wies, plötzlich aus. Ich stehe im Dunkeln und bleibe abrupt stehen. Für einige Sekunden habe ich das Gefühl zu erblinden. Angsterfüllt, presse ich meinen Schlüsselbund, den ich in der Hand halte, noch etwas fester in meine Faust. Doch dann gewöhnen sich meine Augen, nach ein paarmal blinzeln an die Dunkelheit. „Okay … du schaffst das, es sind doch nur noch ein paar Meter. Stell dich nicht so an!“ Ermahnen meine Gedanken mich, während ich wieder Schritt nehme und an den Büschen neben mir vorbei hetze. Den Blick immer nach vorne gerichtet. Ob sie das auch gedacht hatte, bevor sie entführt worden ist? Ich habe Angst die nächste vermisste jugendliche in der Zeitung zu werden. Doch ich versuche mich zu konzentrieren, und meine Gedanken verpuffen zu lassen. „Jetzt habe ich es gleich geschafft … gleich bin ich an meinem Auto …“. Plötzlich nehme ich ein Rascheln neben mir wahr. Oder war es doch nur das Rauschen meines Blutes in meinen Ohren? Mein Blick hascht von links nach rechts, doch in dem Blätterhaufen neben mir kann ich nichts erkennen. Also versuche ich das Auto, das ich vor mir sehe zu fixieren. Als ich plötzlich erneut ein Rascheln höre. Dieses Mal allerdings noch etwas lauter. Etwas näher. Mir läuft es eiskalt dem Rücken herunter. Denn dies war eindeutig nicht mein Blut. Es kam von nebenan. Doch ich schaue mich nicht noch einmal um. Denn ich habe zu große Angst. Angst davor, was mich erwarten könnte. Meine Schritte werden noch etwas schneller. Dann blitzt ein Licht vor mir auf. Ich habe es geschafft. Das Autolicht erhält den menschenleeren Parkplatz. Ich bin erleichtert, aber erst als ich mich auf den Fahrersitz setze, fühle ich mich sicher. Ich schließe mich in meinem Auto ein und lasse somit das Licht erneut erlöschen. Noch einmal atme ich tief durch.
Macht es gut und bis morgen, ihr fiesen Gedanken.
© Stella Delune 2024-05-11