Heimweh nach dir

Franziska Mattes

von Franziska Mattes

Story

Ich habe dich nicht gesucht und trotzdem gefunden. Oder du hast mich gefunden. Die ganze Geschichte habe ich mir nie gewünscht und trotzdem erlebt. Fernab jeder Vernunft. Fernab der lauten Außenwelt. Fernab der Augen anderer Menschen. Eigentlich war es überhaupt nicht das, was ich wollte. Und es war alles andere als perfekt. Trotzdem würde ich es um nichts in der Welt ungeschehen machen wollen.

Was war das zwischen uns? Es musste enden und ich wusste von Beginn an, dass es enden würde. Und deshalb habe ich jeden Augenblick, den wir gemeinsam hatten, ganz bewusst erlebt und tief in mich aufgesogen. Wieso habe ich mich trotzdem darauf eingelassen? Auf dich eingelassen. Ich weiß, ich habe es nie gesagt und auch du hast es nie gesagt, aber hast du das nicht auch gespürt? Diese Magie und diese Anziehungskraft zwischen uns, die ich so tatsächlich zuvor noch nie erlebt habe. Und obwohl sie nicht hätte sein dürfen. Nicht so. Es war nicht perfekt und trotzdem vermisse ich die Splitter unserer gemeinsamen Zeit. Das Glück und mein Wunsch, die Zeit anzuhalten, wenn wir zusammen waren. Die Sonne, die deine Augen zum Leuchten brachte. Dein liebevoller Blick und die knisternde Wärme, die elektrisierende Nähe, die Feuer der Leidenschaft. Nun stecken die Splitter in meinem Herzen und alles, was wir jemals gemeinsam erlebt oder uns gegenseitig gesagt haben, treibt langsam davon, wie ein kleines Boot auf die offene See. Ich will es nicht loslassen und doch weiß ich, dass ich es muss. Ich habe Heimweh. Heimweh nach dir und Heimweh nach einer Heimat, die nie ein Zuhause war.

Viele Menschen werden so etwas vielleicht nie erleben, aber leider dürfen es die wenigsten behalten. Und so mischen sich in meine Dankbarkeit die bitteren Tränen eines Verlierers. Mein Kopf sagt: „Es war nicht das Richtige für dich und das wusstest du von Beginn an. Gehe weiter! Suche deinen Partner.“ Aber mein Herz erinnert sich an all die Gefühle, an die Magie und fast ist es so, als ob noch immer unsichtbare Fäden zwischen uns gespannt sind. Wie ein Magnetfeld, das nur darauf wartet, dass wir uns wieder nah genug sind, um uns erneut anzuziehen.

Ich weiß nicht, ob ich weitersuchen will. Und ich weiß nicht, ob ich jemals nochmal diese Magie in einem Mann finde, die ich in dir gefunden habe. Aber wenn ich eines weiß, dann ist es die Tatsache, dass ich all das für immer in meinem Herzen tragen werde. Und selbst wenn das kleine Boot mit den Splittern von dir am Horizont verschwindet, ist da der eine Splitter, tief in meinem Herzen, mit dem du für immer ein Teil von mir sein wirst. Ob du es willst oder nicht. Und ganz egal, ob es gegen die Vernunft oder abseits der Norm war. Denn wenn ich die Augen schließe, setzen sich die Splitter wieder zu dem Bild zusammen, das mir einst so viel bedeutet hat: Du und ich. Ich vermisse nicht nur dich, ich vermisse den Mensch, der ich war, wenn ich mit dir zusammen war.

© Franziska Mattes 2025-05-01

Genres
Romane & Erzählungen
Stimmung
Emotional, Reflektierend, Traurig