Heimweh – nach mehr als 20 Jahren

Ellva

von Ellva

Story

Heimweh, was ist das? Das Gefühl von Heimweh, war immer ein Fremdwort für mich. Nie hatte ich auch nur eine Hauch dieser fremdartigen Empfindung. Mich trieb es dagegen in die Ferne. Je weiter weg und länger, je besser.

Die Erste „Fernreise“ war im Grundschulalter. Etwa 50 km vom Heimatort entfernt, im Zeltlager, mit meinen Freundinnen. Eine Woche Abenteuer pur. Das einzige fließende Wasser, war der Bach und die Bedürfnisse erledigte man auf dem Donnerbalken. Ich liebte die Einfachheit schon damals. Ich konnte nicht verstehen, wie manch andere Kinder in meinem Alter, bereits nach zwei Tagen von ihren Eltern abgeholt werden mussten. Sie hatten Heimweh. Wenn das Abenteuer nach einer Woche vorbei war, war ich traurig. Obwohl es dann mit meinen Eltern, in den nächsten Urlaub, in ein schickes Hotel nach Griechenland oder anderswo ging.

In der siebten Klasse folgte ein Schüleraustausch nach Frankreich und nicht nur so um die Ecke. Abgesehen, von meinen schlechten französisch Kenntnissen und dem schlimmsten rohen Fleisch, welches ich jemals gegessen habe, hatte ich nie ein Gefühl von Heimweh. Es war so spannenden, woanders zu sein, etwas Neues zu sehen.

Mein Vater gab mir allerdings viel Halt. Egal wo ich war, ob bei einer Skifreizeit, Städtetour etc. -Handys gab es noch nicht– hat er mich ständig gefragt, sofern ich mich gemeldet habe, ob er mich abholen sollte. Er gab mir Sicherheit. Ich wusste, wenn ich mich nicht wohl fühlen würde, würde er sofort vorbei kommen. Das änderte sich bei den Fernreisen. Er ist noch nie gerne in ein Flugzeug gestiegen.

Mit fünfzehn folgte ein Jugendaustausch nach Japan, die ersten Urlaube alleine, mit meiner esten Liebe, mit 17 Jahren nach Griechenland, Karibikreise mit 20, mit Mitte 20 zum ersten mal nach Indien, danach folgte Thailand, Mexiko. Auch bei meiner sechsmonatigen südostasien Reise hatte ich kein einziges mal Heimweh. Im Gegenteil, ich wäre gerne noch länger geblieben.

Seit über zwanzig Jahren bin ich von meinem Heimatort Trier weg. Ich hatte nie Probleme mich anzupassen und Freundschaften zu schliessen. Mittlerweile lebe ich seit fast zehn Jahren in Italien. Trotz meiner drei Kinder und meinem Partner komme ich hier nicht an. Mit fehlt auf einmal mein Vater, meine Freunde, ein Job, Freizeitmöglichkeiten. Sonne, Strand und Meer machen eben nicht satt. Seit gut zwei Jahren, plage ich mich hier. Oft fühle ich mich fremd, traurig. Ich habe Heimweh! Jetzt weiß ich es, wie es sich anfühlt! Ich möchte nur noch Eins: Zurück in die Heimat. Mein Vater würde mich natürlich sofort abholen :-)

© Ellva 2019-11-02

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