von Daniela Neuwirth
1994 ist ein perfektes Jahr für Lillys Lieblingscousine, um ihrem nun schon langjährigen Begleiter das Ja-Wort zu geben. Die beiden haben sich mit 16 kennengelernt und sind zusammengeblieben – im verflixten 7. Jahr wird geheiratet, damit es so richtig losgehen kann mit der Familien- und Hausstandsgründung.
Obwohl die Groß-Cousine 5 Jahre älter ist, hat Lilly schon die Hochzeit in Vegas hinter sich, das Haus schon bezogen und nun sitzt sie hochschwanger zum zweiten Töchterchen auf der kalten Kirchenbank in der Hl. St. Joseph, beider Hauskirche, wo die Mutter von Brigitte und Oma von Lilly im Chor singen und rege am Pfarrleben beteiligt sind und sich einbringen.
Diese Pfarrgemeinschaft hat sich als das etabliert, was es sein soll: eine sinnvolle und funktionierende Gemeinschaft unter der Nachbarschaft, in der gemeinsam gefeiert, beigestanden, getrauert und gesungen wird, man sich mit den Nachbarn unterhalten kann beim Pfarrstammtisch und man die Kirche, Kapelle, den Kirchturm und die Pfarrei als Sache ansieht, die jeden etwas angeht. Sogar nach der Glocke richtet sich die Jugend, wenn sie den Heimweg antreten muss vom Basketball- oder Sportplatz, weil das Abendessen um 19 Uhr angerichtet wird.
So sammeln sich Familie, Freunde, Verwandtschaft und Nachbarschaft im Anschluss an die Trauung noch am Kirchplatz um Glückwünsche auszusprechen und auf dem Gruppenfoto zu sein. Das Getummel ist groß, denn Brigitte hat 6 Geschwister, die teilweise schon mit ihrer Familie kommen. Mitten drinnen auf dem besonderen Platz steht sie nun als frisch gebackene Ehefrau im hübschen, weißen Brautkleid mit verspieltem Kopfschmuck, der übers lange Haar pendelt und auch bisschen die Wangen küsst, ihren schicken Handschuhen, die nur über den Handrücken reichen und mit einem Bändchen um den Mittelfinger gehalten werden.
Das Kleid ist eine Mischung aus feengleich und zarter Prinzessin, passt zu ihrer mädchenhaften Figur und die schmale Taille ist betont, was wiederum ihrem nunmehrigen, frisch gebackenen Ehemann gefällt, der sie seit Jahren schon “Fuchsi” nennt. Seine Idee war wohl das anschließende “Ritteressen” im Festsaal eines Restaurants in Sattledt, wo die gesamte Familie und Verwandtschaft genug Platz findet.
Der Brautvater hat sich erhoben und eine herzliche Rede an die Jungvermählten und die Gäste gerichtet und der junge Ehemann führt seine Frau auf die Tanzfläche, schwingt sie gekonnt im Takt der Musik. Lilly kann sich drücken davor – sie sitzt hochschwanger neben ihrer Großmutter und Urgroßmutter. Sie überlegt, ob sie mit ihrem Mann auch eine klassische Hochzeit nachholen möchte oder ob es ihr so reicht, wie es ist.
Beim nächsten Besuch in der Wohnung des jungen Paares hängt über der Wohnlandschaft im großen Zimmer mit Balkon mit Sicht Richtung Elternhaus ein neues, wunderschön gerahmtes Bild – ihr Hochzeitsbild. Es strahlt eine unvergleichliche Harmonie aus, die den Raum verzaubert und ausfüllt.
© Daniela Neuwirth 2021-01-18