Es ist Montag Mittag und die Dinge stehen gut. Meine Freundin ruft mich an: „Sag‘, hast du Zeit für ein Plauscherl?“ Ich checke meinen Kalender und ein Strahlen kommt über mein Gesicht. „Klaro, her mit dir! Ich koche. Überraschung oder willst du wissen, was es gibt?“
„Überrasch‘ mich. Wird schon passen.“ kommt prompt ihre Antwort. Ihr Vertrauen ehrt mich sehr, weil ich finde, dass ich keine gute Köchin bin. Ich koche recht gut nach Anleitung und Rezept, aber „freestyle“ ist nicht so meins. Da versage ich, weil mir die Inspiration und das Gespür fehlt.
Ich öffne den Kühlschrank und schaue, was dieser an Resten vom Wochenende noch hergibt. „Na bitte, da haben wir noch Huhn.“ Ich nehme das Hühnchen und mariniere es mit Masala gemischt mit Kurkuma. Mangels Alternativen wähle ich diese beiden. Ob sie zusammenpassen,wird sich weisen. Rein optisch gibt es jedenfalls was her. Ich schalte den Herd an, setze die Pfanne mit etwas Öl auf und warte bis ich das gelbe Fleisch anbrutzle. Couscous mit marokkanischen Gewürzen mit Feigen wähle ich als Beilage. Schön langsam zieht sich ein Duft durch die Wohnung, der olfaktorisch echt fein ist und mich gedanklich nach Marrakesch entführt. Urlaub…
Ich decke den Tisch und freue mich wie bolle, weil wir uns über eine Woche nicht gesehen und auch nicht gehört haben. Das Quatschen fehlt mir ganz einfach.
Als es endlich an der Tür klingelt und Doris hereinspaziert, lacht mein Herz. Die Gute hat doch glatt ein buntes, weites Shirt, dazupassende Ohrringe und eine weite Leinenhose an, die zum gewählten Mittagsmenü wie die Faust auf’s Auge passen. „Wir sind halt doch eine Seele in zwei Körpern.“ nehme ich sie in den Arm. „Schön, dass du da bist. Komm‘ rein, nimm‘ Platz und lass‘ es dir schmecken, bevor es kalt wird.“
Ich überlege kurz, ob wir unser Essen mit Pölstern auf den Boden verlegen sollen. Ganz authentisch, wie eben in Marokko, habe es aber dann doch gelassen.
Wir essen, plaudern, lachen, nehmen den nächsten Bissen, als ich mir plötzlich wie „Grisu der Feuerwehrmann“ aus Kindheitstagen vorkomme. Ich habe mich mit den Gewürzen vertan und meine Papperlatur brennt. „Ich komme mir vor, wie wenn ich Feuer speie.“ sage ich lachend, obwohl mir gar nicht so sehr zum Lachen zu Mute ist. „Es schmeckt, aber brennt wie Sau.“ entgegnet Doris. Ich skizziere ihr ein Bild von mir als Grisu, die Feuerwehrfrau, die Feuer speit und wir kichern.
Ist das grausame Ironie?
Nein gar nicht! Doris kennt mich und ich kenne sie. Wir löschen unser Feuer und quatschen weiter. „Das nächste Mal irgendeinen Lieferservice?“ frage ich. „Wozu denn? War doch eine echt scharfe Angelegenheit!“ Ich weiß gerade nicht, ob sie mich auf die Schaufel nimmt und bereut, dass sie nicht gleich „Ja“ geantwortet hat. Aber was soll’s. Verhungert ist sie nicht. Verdurstet sowieso nicht und unserer Laune hat es keinen Abbruch getan. Was für ein schöner Nachmittag mit meiner lieben Freundin. Wir umarmen uns lachend und verabschieden uns. Bis zum nächsten Mal.
© Begegnungen_mit_Mehrwert 2019-09-30