von Walter Weinberg
Vorm Wandertag konnten wir Pater Pichler dazu überreden, mit uns nach Prambachkirchen zu gehen, um Proviant einzukaufen. Wir wollten unbedingt ins Geschäft von Irenes Eltern. Irene war sehr überrascht, als sie Guido und mich erblickte. Natürlich bediente sie uns persönlich, verkaufte uns Wurstsemmeln und Süßigkeiten. Sie gefiel mir ausgesprochen gut in ihrer Freizeitkleidung, und ich flirtete etwas mit ihr. Sie hatte sich zu einer kleinen Sexbombe entwickelt, die meine Fantasie anregte!
Am Rückweg sonderten Guido und ich uns von den anderen ab, und ich gestand Guido, dass ich in Irene verliebt bin. Am Abend verkündete ich meine Verliebtheit allen im Zimmer, und schwärmte von Irenes sexy Körper. Bernhard stellte sich anscheinend vor, was Irene und ich im Bett machen würden: „Du bist ja noch viel zu jung, das kannst Du eh noch gar nicht!“ Ich widersprach ihm, worauf er meine Potenz sehen wollte. Wiedermal entblössten wir uns vor einander im Zimmer. Leider hing Irene immer noch an ihrem Pfanni, mit dem sie oft telefonierte. Pfanni war jetzt in unserer Partnerschule im Konvikt Ried, wo unser alter Pater Köckeis sein Präfekt war.
Abends saßen wir mit unserem Präfekten Wolfgang in Dobis Zimmer, und sprachen über das vergangene Schuljahr. Vor allem darüber, dass wir uns von einigen Mitschülern verabschieden mussten. Ich sagte spaßhalber: „Das war schon lustig den Mayrhofer zu verdreschen!“ Entsetzt wandte Wolfgang sich mir zu: „Du gehörst ja in eine Anstalt eingeliefert!“ Seine Aussage ärgerte mich sehr, da meine Bemerkung nur Spaß war. Nachdem das Licht im Zimmer abgedreht wurde, sagte ich noch immer verärgert: „Der Wuffgeier ist so blöd!“ Plötzlich entdeckte ich im Dunkeln die Silhouette von Wolfgang, der meinen Worten lauschte. Ich entschuldigte mich sofort. Als er aus dem Zimmer ging, drohte er: „Das wird ein Nachspiel haben!“
Am nächsten Tag zitierte mich Wolfgang ins Dienstzimmer, wo er mir mitteilte, dass ich eine Mahnung bekomme. Er fügte die übliche Bemerkung hinzu, wenn ich die dritte Mahnung erhalte, werde ich von der Schule fliegen. Weiters beschwerte er sich: „Wenn Du mir etwas zu sagen hast, dann sag es mir gefälligst ins Gesicht, und nicht hinter meinem Rücken! Das kann ich überhaupt nicht ausstehen! Der Willi hat auch schon mal zu mir gesagt: Wuffgeier, Du bist so blöd! Ihm hab ich nicht mal eine Strafe gegeben. Und Du hast Dich nicht mal entschuldigt!“ Jetzt machte er mich aber wütend: „Ich habe mich sehr wohl entschuldigt! Da können Sie alle aus dem Zimmer fragen!“ Damit war die ganze Sache Gott sei Dank erledigt, und ich bekam nicht einmal eine Strafe. Nur die Geschichte mit Willi nahm ich ihm nicht ab. Vor allem, dass man keine Strafe von ihm bekommt, wenn man ihm ins Gesicht sagt, dass er blöd ist!
Ich verlor mit der Zeit alle meine Milchzähne. Wenn ich eine Semmel aß, war ich hin und wieder einen Zahn los. Meine Zähne in den weichen Semmeln zu verlieren, die es nur mittwochs gab, war die angenehmste Möglichkeit dafür.
© Walter Weinberg 2020-09-22