von Andrea Stix
Wer kennt ihn nicht, diesen Zweizeiler? Vom Kind bis zu den Großeltern wissen alle sofort, dass man nie ohne Helm unterwegs sein sollte.
Wenn du allerdings noch immer zu jenen Personen gehörst, die einfach so drauf losradeln, dann kann ich dich durch mein Erlebnis vielleicht zum Umdenken bringen.
An einem dieser besonderen Tage, wo es wettermäßig nichts zu meckern gibt – strahlend blauer Himmel, angenehme Temperaturen, windstill – wurden die Räder aus dem Keller geholt und für eine längere Tour vorbereitet. Mit ausreichend Wasser bepackt ging es los. Ach, wie war das herrlich so durch die reifen Getreidefelder und die gelben Sonnenblumenfelder zu radeln. Alle Alltagsgedanken hinter sich lassen, nur schauen und staunen, was die Natur an Schönheit zu bieten hat.
Nach etlichen Kilometern fanden wir etwas abseits der Dorfstraße eine große Wiese, die geradezu ideal für eine Pause war. Wir legten uns ins Gras und schauten dankbar in einen blauen Sommerhimmel. Offenbar sind uns dabei die Augen zugefallen. Denn als wir wieder in den Himmel blickten, schauten uns dunkle Wolken entgegen.
Noch einen großen Schluck Wasser und dann ab auf die Räder, dem drohenden Gewitter davonfahren. Und es schien auch längere Zeit so, dass wir uns immer weiter von den dunklen Wolken entfernten. Doch zu früh gefreut!
Mit der Stille und dem Genuss war es mit einem Schlag vorbei, als sich ein starker Wind aufmachte und unser Fortkommen hemmte. Hinter uns war bereits das erste Donnergrollen zu vernehmen und somit war klar, dass wir es nicht mehr trocken nach Hause schaffen würden. Wir planten also im nächsten Dorf Unterschlupf zu suchen und dem Wetterschauspiel einfach zuzuschauen.
Aber es kommt immer anders als man denkt. Im nächsten Dorf war absolut kein Schuppen oder Gasthaus oder Stadel zu entdecken, wo wir uns verstecken konnten. Also radelten wir noch weiter in der Hoffnung im nächsten Dorf irgendwo unterzukommen.
Wie auf Knopfdruck öffnete der Himmel plötzlich seine Schleusen. Es regnete nicht, es goss wie aus Kübeln. Jetzt mussten wir zum Sturm auch noch durch Wasser treten, weil es nicht so schnell im Boden versickern konnte. Aber das Schlimmste sollte uns noch bevorstehen: Hagelkörner! Sie klopfte auf den Helm und auf jene Körperregionen, die nicht in der Kleidung steckten. Da wir bei absolutem Schönwetter aufgebrochen waren, hatten wir keine Jacke mitgenommen. Das rächte sich jetzt. Die Arme schmerzten von den Hagelgeschoßen und das Klopfen auf dem Helm war so laut, dass wir miteinander nicht mehr kommunizieren konnten.
Da wir nun ohnehin schon bis auf die Haut durchnässt waren, beschlossen wir auch die letzten Kilometer noch durchzuhalten, um dann zu Hause gleich in die heiße Dusche zu springen.
Die Helme waren kaputt. Sie hatten so tiefe Einbuchtungen, dass wir sie entsorgen mussten. Ich mag mir gar nicht ausmalen, welche Kopfverletzungen wir von den Hagelkörnern gehabt hatten ohne Helm.
Und du? Ab jetzt nur mehr mit Helm unterwegs?!
© Andrea Stix 2020-07-17