von Gabi Hruda
Viele Jahre war ich Sekretärin, einige Jahre war ich Lektorin und Pressereferentin, noch ein paar Jahre mehr war ich in der Zweiradbranche tätig, zuerst Kassa, dann schon Serviceannahme und Ersatzteilebestellungen! Natürlich habe ich diesen Umstand dazu benutzt, den Motorradführerschein zu machen und mit den diversesten “Gurken”, so sagt man in der Branche, herumzudüsen!
Bei all den verschiedenen Tätigkeiten und Berufen hat mich nur eines genervt, die Männer! Hinter jedem erfolgreichen Chef steht eine tüchtige Sekretärin! Das ist kein leerer Wahn, sondern eine Tatsache! Wenn frau diesem Chef schon zum zehnten Male erklärt, wie er ein Blatt Papier kopieren muss und er es immer noch nicht kapiert oder, das glaube ich eher, nicht kapieren will! Weiters war dann auch noch die dämliche Kaffeekocherei, wie wenn der gute Mann armamputiert gewesen wäre und eine Filterkaffeemaschine in seinen Augen ein gefährliches Alien darstellte.
Auch der Meister der Motorradwerkstatt hatte schnell verstanden, dass hier kein Dummkopf vor ihm saß und binnen kürzester Zeit war es auch meine Aufgabe, die Ersatzteile auszupacken und einzulagern, Reifen zu bestellen und Servicelisten zu erstellen! So, und irgendwann hatte ich die Nase voll davon!
Für jemand wie mich ist es schwer, den Mund zu halten und einfach alles hinzunehmen wie es ist, also musste ich meine berufliche Situation ändern, da Jammern noch niemandem geholfen hat!
Ich begann eine Ausbildung zur Heilmasseurin! Against all odds, da alle meinten, ich wäre zu alt um Anatomie von Grund auf zu lernen, da frau sich die Dinge ab einem gewissen Alter nicht mehr so gut merken würde! So ein Pech für alle, ich habe den Heilmasseur mit Sehr gut bestanden und dann noch gleich den Gewerblichen Masseur angehängt. Und weils so schön war und wir zur EU kamen, musste ich per Gesetz den Heilmasseur erneut machen, sonst hätte ich meinen Titel als Heilmasseurin verloren. Gelernt habe ich dabei nichts Neues, obwohl schlussendlich dreimal bezahlt, und diese Prüfung habe ich dann sogar mit Auszeichnung bestanden!
Jetzt war ich frei! Noch 10 Monate anfangs in einem physikalischen Institut gearbeitet, wo sich die männlichen Masseure die hübschen Patientinnen auf ihre Arbeitslisten geschummelt haben und dann war ich weg! Selbständig und autark, niemand teilte meine Zeit mehr ein, ich konnte auf meine PatientInnen eingehen, in aller Ruhe eine ausführliche Anamnese machen, die entsprechende Therapie ausarbeiten! Und die Menschen kamen voller Freude zu mir, es war für sie das Highlight des Tages und mir machte die Arbeit wirklich großen Spaß! Natürlich wurden dabei Beziehungen aufgebaut und aus PatientInnen wurden Freundschaften die noch immer bestehen, auch wenn ich bereits in Pension bin!
© Gabi Hruda 2021-05-18